Der Baracken-Bau : mit besonderer Berücksichtigung der Wohn- und Epidemie-Baracken / von Walther Lange.

  • Lange, Walther.
Date:
1895
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Der Baracken-Bau : mit besonderer Berücksichtigung der Wohn- und Epidemie-Baracken / von Walther Lange. Source: Wellcome Collection.

    28/164 (page 16)
    Die Zeltdecke überragt die Längswände beträchtlich. In gleicher Weise muss nothwcndigerweise ein Ueberfallen der Decke über die Giebelwände stattfinden. Diese Beschreibung bedarf sehr der Ergänzung; die praktische Ausführung wird leicht feststellen, wo die Konstruktion einer solchen bedürftig ist. Herr Dr. zur Nieden befürwortet auch die Anlage von 4 Lüftungsklappen, die in höchst einfacher Weise zu konstruiren wären. An den Stellen, wo dieselben anzu- ordnen sind, werden aus je 3 wagerecht und 2 nach der Dachneigung gerichteten Rundhölzern die Klappen gebildet. Die einzelnen Hölzer sind in den entsprechenden Kreuzungspunkten mittelst Draht fest zu verbinden. Die im First — auf der First- pfette — angeordnete Drehachse ist nur lose mittelst Draht mit der Pfette verbunden, damit eine Drehung, welche als Folge des Hebens und Senkens der Lüftungsluken nothwendig, ermöglicht wird. Die Klappen selbst sind mit Leinwand überzogen. Dass diese Klappen bei Wind nur windab geöffnet werden dürfen, ist leicht einzu- sehen, weil andernfalls eine sofortige Gefahr für den Bestand der Klappen eintritt. Das Heben und Senken der Klappen selbst geschieht mittelst Latten, die durchlocht, in entsprechende Stifte der senkrecht gestellten Pfähle geschoben werden. Bei windab geöffneten Klappen hat der Wind nur eine saugende Wirkung; jeden- falls müssten bei geöffneten Klappen auf der Windseite auch noch schliessende Seiten- stücke vorhanden sein, die das unmittelbare Eindringen des Windes verhindern. Ob es rathsam ist, den Theil der Dachfläche, welcher Luken aufweist, auf der untern Seite mit einem grobgewebten Stoffe (mit Kaffeesäcken etwa) zu verschliessen, um das Ein- fallen der Luft möglichst unschädlich herbeizuführen, will ich dahingestellt sein lassen, weil die ganze Konstruktion sich wohl um' für ganz vorübergehende Benutzung in verhältnissmässig guter Jahreszeit zu eignen scheint. Die Ausbildung des Abortes selbst will Herr Dr. zur Nieden in folgender Weise durchfuhren: Mittelst einer Holzplatte, welche die beiden Hälften eines gut getheerten Petroleum- fasses trägt und welche auf 4 aus Holzscheiben hergestellten Rädern ruht, wird der ununterbrochene Betrieb der Anlage gesichert, indem je 2 Eimer für jeden Abort auf dem Holzgestelle stehen. Auf Anordnung des preussischen Kriegsministeriums sind auf dem Tempelkofer Felde (II. Garnisonlazareth) mit einer solchen zur Nieden’schen Nothbaraeke Versuche gemacht worden. Das Zelt war mit 14 Betten belegt; es hatte eine Länge von 14,4', eine Breite von 6,2m, wies eine Höhe der Seitenwand von 2,1m, eine Firsthöhe von 4,7m auf. Der Luftraum von 303,6cbl ergab pro Bett einen solchen von 21,7cl,m. Unter Voraussetzung, dass pro Bett aber 12cb,n Luft genügen, liessen sich in diesem Nothzelt bis 25 Betten aufstellen; nach der Bodenfläche sind aber nur 20 zulässig. Die Betten in jeder Reihe stehen dann 30c' von einander ab, während die Bettreihen selbst einen Abstand von 80cm aufweisen. Bei 20 Betten entfällt auf jedes Bett 15' Luftraum. Nach Mittheilungen in der preisgekrönten Schrift des Oberstabsarztes Dr. Willi. Haase sind mit diesem Nothzelte gute Erfolge bezüglich der Kranken- behandlung gemacht worden. Ueber die Ausbildung des Fussbodens, die Anlage der Abzugsgräben u. s. w. ist dasselbe zu sagen, was bereits beim Stromeyer’schen Zelte bemerkt ist.