Das Buch der Erziehung an Leib und Seele : für Eltern, Erzieher und Lehrer / von D.G.M. Schreber.

  • Schreber, Daniel Gottlieb Moritz, 1808-1861
Date:
[between 1880 and 1889 ?]
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Credit: Das Buch der Erziehung an Leib und Seele : für Eltern, Erzieher und Lehrer / von D.G.M. Schreber. Source: Wellcome Collection.

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    Hause, um sie Pensionaten, Lehr- und Erziehungsanstalten vollständig zu übergeben, in der Meinung, so dasSeinige gethan zu haben und, ungünstigen Palles, wenigstens — seine Hände in Unschuld waschen zu können. Sagen wir es kurz: die elterliche Erziehung droht aus der Mode zu kommen; auch in unserem deutschen Vaterlande, welches doch den Ruhm der Innigkeit des Familienlebens sich noch am meisten gewahrt hat. Wir meinen hier natürlich nicht diejenigen Fälle, wo durch unvermeidliche Notwendigkeit die Erziehung den Händen der Eltern entwunden wird, wie: häusliches Elend, langwierige Krankheiten oder außerhäusliches Berufsleben beider Eltern (für solche Fälle wird durch die Wohlthat der Kinderbewahranstalten und anderer öffentlicher Erziehungs- und Lehranstalten fast allerwärts ge- sorgt), ferner gänzlicher Mangel der nötigen Lehrmittel im Wohnorte, oder auch klar erkannte völlige Unfähigkeit der Eltern, die Erziehung der Kinder zu leiten. Nein, es ist hier die Rede von den leider in zunehmender Häufigkeit auftretenden Fällen, wo nur Scheingründe, hinter denen sich die Schwäche, Bequemlichkeit, Vergnügungssucht, blasierte Modelaune und wohl noch manches andere Unedle der Eltern verbirgt, die Kinder um den Segen der elterlichen Erziehung bringen. An Euch, Eltern, die Ihr Euch betroffen fühlt, richte ich meine freund- lich bittenden Worte. Bedenket, daß Ihr die Grundlage des ganzen künf- tigen Lebensglückes oder Unglückes Eurer Kinder in Euren Händen habt! In Eure Hände, nicht in fremde, hat derjenige, welcher Euch durch Kindersegen beglückte, die heilige Verpflichtung gelegt, das Werk der Er- ziehung inwieweit nur irgend möglich zu übernehmen und so gut wie nur irgend möglich durchzuführen. Möget Ihr die höchste oder die niedrigste Stellung im Leben haben — gleichviel, vollendet dieses Werk nach Kräften selbst! Dann erst lasset Eure Kinder zu eigener Weiterbildung die Schule der V eit betreten. Ein leichtes Werk ist es freilich nicht, aber es ist Pflicht, heilige Pflicht. Dafür auch, wie es überhaupt mit allen Lebens- gütern der Fall, je schwerer die Arbeit, je ernster die Aufgabe, desto be- glückender der Lohn des Gelingens, und umgekehrt, desto bitterer die Stiafe des verschuldeten Mißlingens. Der Segen guter Erziehung wirkt foit ^on Generation zu Generation. Ein gut erzogenes Kind wird dereinst als V ater oder Mutter die gleichen Grundsätze auf seine Kinder anwenden und vererben und, was bei ihm noch unerreicht blieb, in der folgenden Generation zu erreichen streben. Dieses geistige Erbteil ist ja das edelste von allen, das einzige unzerstörbare. Und endlich habt Ihr nicht bedacht, daß Euch durch das Ablehnen des Erziehungswerkes, außer der natürlichen Freude, welches jede direkte Selbstvollbringen des Guten schafft, auch noch ein anderer hoher Gewinn für Euch selbst entgeht? Ich meine den Ge- winn an Selbstveredelung, ein Segen, der mit natürlicher Notwendigkeit rückwirkend Euch zufließt. Denn, wie wir später noch oft darauf liinweisen