Grundzüge der Hygiene : unter Berücksichtigung der Gesetzgebung des Deutschen Reichs und Oesterreichs; für Studirende an Universitäten und technischen Hochschulen, Aerzte, Architekten, Ingenieure und Verwaltungsbeamte.

  • Prausnitz, Wilhelm, 1861-1933.
Date:
1892-1912
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Credit: Grundzüge der Hygiene : unter Berücksichtigung der Gesetzgebung des Deutschen Reichs und Oesterreichs; für Studirende an Universitäten und technischen Hochschulen, Aerzte, Architekten, Ingenieure und Verwaltungsbeamte. Source: Wellcome Collection.

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    I. Fungi, Schimmelpilze. Die Schimmelpilze, welche in der Natur sehr häuiig, meist in l'orm verschiedenfarbiger sanmietartiger Belege auf feuchten Mauern, Nahrungsmitteln u. s. \v., vorkommen, sind chlorophyll- lose Thallophyten, welche aus zwei bis zehn Mikren*) grossen Zellen bestehen. Im Thallus unterscheidet man das Mycelium, lange ver- zweigte Fäden (Hyphen), welche sich auf dem Nährsubstrat ausbreiten. Die Hyphen wachsen, nicht wie die Bakterien, durch Theilung der einzelnen Zellen, sondern durch Spitzenwachsthum, indem die Fäden an der Spitze weiterwachsen und sich gabel- förmig th eilen. Die Fructification beruht auf Sporenbildung. Die Sporen, Früchte oder Conidien, entstehen auf den sogenannten Frucht- hyphen oder Fruchtträgern, welche sich vom Mycel aus erheben. Nach der Art der Sporenbildung unterscheidet man die ver- schiedenen Arten der Schimmelpilze. Zur Cultivirung benützt man schwach sauere Nährböden, sauere Gelatine, Agar, Kartoffeln oder Brotbrei, den man in flachen Erlenme}^erkölbchen sterilisirt hat und züchtet nach den- selben Methoden, welche später bei den Bakterien eingehender beschrieben werden sollen Durch Ansäuern des Nährbodens (Zusatz sehr verdünnter Essigsäure oder 2 — 5°/o Weinsäure) ver- hindert man das bei der Cultur von Schimmelpilzen störende Wachsthum der Bakterien. Wegen der Grösse der einzelnen Zellen der Schimmelpilze ist zu ihrer mikroskopischen Beobachtung nur schwache oder mittlere Vergrösserung nothwendig; die Verwendung von Farbstoffen, wie solche beim Mikroskopiren der Bakterien ge- braucht werden, ist 'nicht nothwendig. Sie nehmen auch die Farbstoffe nicht so gut auf, wie die Bakterien; mit Löffler's Methylenblau und der Gram'schen Färbung sind sie jedoch ganz leicht zu färben. Zu den verbreitetsten Schimmelpilzen gehören folgende Arten : *) Ein Mikron, gewühnlicli mit |i bezeichnet, ist gleicli 0,001 Millimeter.