Einführung in die mikroskopische Technik für naturwissenschaftler und Mediziner / von S. Becher und R. Demoll.

  • Becher, Siegfried, 1884-
Date:
1913
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Einführung in die mikroskopische Technik für naturwissenschaftler und Mediziner / von S. Becher und R. Demoll. Source: Wellcome Collection.

    17/200 (page 5)
    bei anatomischen Studien lediglich auf die Kenntnis eines einzelnen Objektes beschränken wollte. Zum mindesten muß die Eiteratur der größeren oder kleineren Gruppe genau studiert werden. Sobald sich Beobachtungen ergeben, die Berührungspunkte mit allgemeineren Fragen darbieten, so muß die jene Probleme behandelnde Eiteratur heran- gezogen werden, auch dann, wenn in derselben das eigene Objekt niemals erwähnt worden ist. Auch bei dem Objekt selbst sollte man seine Studien nicht unnatürlich begrenzen. Man kann nicht Enter- sucliungen über den Prothorax eines Insektes machen, ohne Kopf und die ganze Brust und die Organisation überhaupt zu berücksichtigen. Wer Hi- oder Samenbildung untersucht, muß mit der Eebensweise, speziell mit Eiablage und Be- fruchtung, mit der Zeit der Geschlechtsreife und mit Ent- wicklung usw. vertraut sein. Gerade die hochausgebildete Fixierungs- und Färbungstechnik hat manchen dazu ver- leitet die biologische und physiologische Orientierung zu vernachlässigen. Dem Anfänger mag man es noch allenfalls verzeihen, wenn er in der Freude über die Beherrschung einer neuen Technik eine Zeitlang Präparat auf Präparat herstellt, ohne der eigentlichen Beobachtung die gebührende Zeit zu widmen und wenn für ihn eine Zeitlang das Tier sozusagen erst nach dem Fixieren (also im abgetöteten Zu- stande) anfängt interessant zu werden. Für die wissenschaftliche Arbeit selbst ist derartige Einseitigkeit äußerst gefährlich. Es kommt nicht selten vor, daß sich innerhalb der Wissenschaft derartige Tendenzen zu einer Art Mode ausbilden. Gerade das Aufkommen her- vorragender technischer Fortschritte kann solche Richtungen begünstigen. So hat ohne Zweifel die fortgeschrittene Schneide- und Färbungstechnik das Einseitigwerden der morphologischen Richtung und ihre Trennung von physio- logischer und biologischer Betrachtungsweise gefördert. Noch jetzt ist die mikroskopische Technik im wesentlichen rnorpho-