Pathologie und Therapie der Niereninsuffizienz bei Nephritiden : auf Grund eigener Untersuchungen / von Géza Kövesi und Wilhelm Róth-Schulz ; Mit einer vorrede Alexander von Korányi.

Date:
1904
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Credit: Pathologie und Therapie der Niereninsuffizienz bei Nephritiden : auf Grund eigener Untersuchungen / von Géza Kövesi und Wilhelm Róth-Schulz ; Mit einer vorrede Alexander von Korányi. Source: Wellcome Collection.

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    höhung des Eiweiss-Verbrauches des Organismus. Der gut ernähibare Nierenkranke vermag die mit der Albuminurie einhergehenden Ver- luste leicht zu ersetzen, und derjenige, welchen wir infolge der Schwere seines Zustandes nicht zu ernähren vermögen, wird sich zwar in etwas ungünstigeren Verhältnissen befinden als der gleich Schwerkranke, bei welchem keine Albuminurie besteht, weil er den Eiweissbestand seines Körpers früher konsumiert; doch ist das massgebende Moment der Konsumption auch hier nicht die Albuminurie, sondern gerade die Un- möglichkeit der Ernährung. Wenn der Albuminurie also in dem schweren oder verhängnisvollen Verlaufe der Nierenkrankheit keine aktive Kölle zukommt, so werden wir nur insofern bestrebt sein, dieselbe zu ver- mindern, als wir in ihr den Ausdruck der Nierenerkrankung, gewisser- massen das Mass der Intensität derselben erblicken. Ob der Grad der Albuminurie im Verlaufe eines und desselben Ealles mit Kecht als Mass der Besserung oder der Verschlimmerung zu betrachten sei, das können wir um so getroster dahingestellt sein lassen, als jeder thera- peutische Versuch, welcher eine Verminderung der Albuminurie an- strebte, bisher Schiffbruch erlitt. Unwirksam sind in erster Reihe die gegen die Albuminurie empfohlenen Arzneimittel. Saundby prüfte 35 angepriesene Mittel und kam immer zu negativen Resultaten^) und auch Koi (ein Schüler Mosensteins‘^)) erzielte keine besseren Erfolge in seiner Untersuchungsreihe. Was die diätetischen Einflüsse anbelangt, so vermögen wir durch Anwendung derselben nach v. Noorden (dessen diesbezügliche Beobachtungen durch unsere Untersuchungen bekräftigt Avurden), bloss eine (nach oben oder unten hin erfolgende) Schwankung zu erzielen, welche sich bald wieder spurlos ausgleicht. Eine solche Überschätzung der Bedeutung der Albuminurie, welche dieselbe zu der unmittelbaren Ursache der schweren Folgen der Nierenerkrankung und zum Mittelpunkte der therapeutischen Bestrebungen erhob, ist also ein überwundener Standpunkt. Diese Rolle kommt der Albuminurie nicht zu. Aus dem, was wir bisher ausführten, und noch mehr aus jenen Beobachtungen und Anschauungen, welche wir im Verlaufe dieser Arbeit vorzulegen gedenken, geht notwendigerw’eise hervor, dass die Niereninsuffizienz jener Mittelpunkt ist, aus welchem die Sj^mptome der Nierenerkrankung ausstrahlen; dass Gestaltung und Ausgang des Krankheitsverlaufes von dem Grade der Niereninsuffizienz abhängen, und dass schliesslich jede rationelle Therapie die Bekämpfung der Niereninsuffizienz ■ sich zum Ziele setzen muss. Das letzte Axiom geht aus den beiden vorhergegangeneu hervor. Vermögen wir mit unserem Heilverfahren nicht an die anatomischen Veränderungen der Nieren heranzukommen, und wollen wir uns dennoch ') Zit. Prior, Zeitschrift f. klin. Med. XVIII 1890. 2) Posenstein, Pathologie u. Therapie d. Nierenkrankh, 5. Aufl. 1894.