Ausführliches Lehrbuch der pharmaceutischen Chemie / bearbeitet von Ernst Schmidt.

Date:
1901
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Credit: Ausführliches Lehrbuch der pharmaceutischen Chemie / bearbeitet von Ernst Schmidt. Source: Wellcome Collection.

    33/820 (page 1163)
    Kölbchen bis auf 10 bis 15 ccm ab. Der Rest des Aethers ist mit Hülfe einer Wasserstrabiluftpumpe zu verdunsten. Das Kölbchen wird zu diesem Zwecke mit einem doppelt durchbohrten Kork, in dessen eine Oeffnung ein kurzes, nur bis in den Hals des Kölbchens reichendes Glas- rohr (I), in dessen andere Oeffnung ein bis nahezu auf das Niveau der Aetherschicht herabreichendes Glasrohr (II) eingepasst ist, verschlossen. Rohr I wird mit der Säugpumpe, Rohr II mit einem, mit Chlorcalcium gefüllten Trockenrohre in Verbindung gebracht. Tritt nun die Säug- pumpe in Thätigkeit, so findet eine so rasche Verdunstung des Aethers statt, dass sich das Kölbchen aussen mit Eis bekleidet. Ist der Aether ver- dunstet, so verschwindet der Eisbeschlag wieder. Ist letzterer bis auf einen geringen Rest geschmolzen, so setzt man die Säugpumpe ausser Thätig- keit, trocknet das Kölbchen ab und wägt es, nachdem es wieder die ursprüngliche Lufttemperatur angenommen hat. Die Gewichtszunahme entspricht der Menge des ätherischen Oeles in 200 g des untersuchten Wassers. Fenchel- und Pfefferminzwasser enthalten je 0,06 Proc. Oel (Beckurts, Frerichs). Bei Zimmtwasser und anderen alkohol- haltigen Wässern ist an Stelle von Aether leicht flüchtiger Petroleum- äther anzuwenden. Zimmtwasser enthält 0,08 bis 0,1 Proc. Oel. Die quantitative Bestimmung des ätherischen Oelgehaltes der Pflanzentheile kann nur mit annähernder Genauigkeit ausgeführt werden, da es, namentlich im Kleinen, schwierig ist, die gesammte Menge des vorhandenen ätherischen Oeles ohne Verlust zu gewinnen. Die Ausbeuten an ätherischem Oel sind daher je nach dem angewendeten Verfahren verschiedene; die voll- kommenen Einrichtungen des Grossbetriebes liefern grössere Mengen von ätherischem Oel, als dies im Kleinbetrieb der Ball ist. Aebnliche Unter- schiede wie in der Quantität, walten nicht selten auch in der Qualität der ätherischen Oele ob, da bei dem Grossbetrieb die schwerer flüchtigen An- theile derselben vollständiger aus den betreffenden Pflanzentheilen isolirt werden, als dies bei dem Kleinbetrieb möglich ist. Um das ätherische Oel in Pflanzentheilen annähernd zu bestimmen, extrahire man 10 g oder mehr einer fein gepulverten Durchschnittsprobe im Soxhlet’schen Extractionsapparat (siehe Milch) mehrere Stunden lang mit leicht flüchtigem Petroleumäther, verjage dann den Petroleumäther bei möglichst niedriger Temperatur (vergl. oben) und wäge den Rückstand nach dem Erkalten des Extractionskölbchens im Exsiccator (I). Hierauf verschliesse man das Kölbchen mit einem doppelt durchbohrten Stopfen, bringe die eine Oeffnung desselben durch ein Glasrohr mit einem kleinen Liebig’schen Kühler in Verbindung und leite durch die andere Oeffnung Wasserdämpfe, die in einem anderen Kolben entwickelt werden, so lange auf den Boden des Extractionskölbchens, als noch ätherisches Oel hiermit übergeht. Der im Kölbchen verbleibende Destillationsrückstand werde sodann zur Trockne gebracht, bei 100° C. getrocknet und nach dem Erkalten gewogen (II). Die Differenz zwischen den Wägungen I und II ergiebt dann annähernd die Menge des vorhanden gewesenen ätherischen Oeles. Zur Controlle sättige man das auf diese Weise erhaltene wässerige Destillat mit Kochsalz, und bestimme darin den Gehalt an ätherischem Oel, wie oben angegeben ist. Prüfung. Der hohe Preis, welchen viele ätherische Oele besitzen, giebt nicht selten Anlass zur Fälschung derselben. Der Nachweis derartiger Verfälschungen ist in vielen Fällen mit grossen Schwierigkeiten verknüpft,