Die aeussere Nase : Eine anatomisch-anthropologische Studie / von Dr. Oskar Hovorka, edl. von Zderas.

  • Hovorka, Oskar von, 1866-1930.
Date:
1893
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Credit: Die aeussere Nase : Eine anatomisch-anthropologische Studie / von Dr. Oskar Hovorka, edl. von Zderas. Source: Wellcome Collection.

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    Energie schliessen lasse; bei den anderen Nasenformen werden da- gegen die verschiedensten Deutungen zugelassen, und insoferne haben sie Recht, denn die Nase kann ebenso verschieden sein, wie der Charakter ihres Besitzers, d. h. der letztere ist von ihr unabliängig. So wird eine lange und spitze Nase einerseits scharfsinnigen, klugen, an- dererseits listig-schlauen, zu Zank und Hader, sowie zum Raffinement hinneigenden Leuten zugeschrieben. Ist sie dabei gebogen, so soll dies zugleich das Attribut einer besonderen Dreistigkeit sein; ist sie dagegen gestreckt, so deutet sie auf eine intelligente, forschende, productive Natur; wenn sie aber bei ihrer Länge zugleich auch dünn wird, dann wird durch sie ein gewisser Leichtsinn signalisiert; nach anderen kommt sie vor bei Melancholie, Mangel eines wärmeren Gremüthes, Realismus. Krumme Nasen sollen immer auf etwas im Wesen Sonderbares, auf Keckheit und Frechheit, auf unverschämte und streitsüchtige Käuze hindeuten. Kurze und kleine Nasen kommen bei den Physiognomikern meist schlecht davon; entweder gelten sie als Zeichen der Einfalt und Beschränktheit der Vernunft, oder sind Zeichen geistiger Schwäche und geringer Individualität. Nach einer anderen Ansicht linden sie sich bei weichlichen und veränderungssüchtigen Personen; sind sie zugleich mager und beweglich, so soll man sich vor der Spottlust ihrer Be- sitzer in Acht nehmen. Etwas besser werden die dicken Nasen beur- theilt, allerdings sind auch hier die Meinungen getheilt: während sie die Einen bei lebensfrohen, humorvollen und gemüthlichen Leuten finden, sollen sie nach den Anderen bei rohen Gesellen vorkommen, deren träger Gedankengang nur Dummheiten zu producieren vermag. Mit platten, breiten Nasen solle ein Hang zum Luxus einhergehen. Die Stumpfnase soll auf Einfalt und Leichtgläubigkeit oder auf geringe geistige Individualität hinweisen. Die Sattelnase sei ein Zeichen der Frechheit, die Stülpnase das der Sinnlichkeit; die Habichtsnase soll sich bei energischen Naturen finden. Bei der gespaltenen Nase wird entweder ein scharfer, praktischer Weltverstand und Hineinfinden in alle Lebensverhältnisse oder auch Geist- und Gemüthslosigkeit erwartet, bei Weibern dagegen die ärgste Gemeinheit. Männliche Nasen bei Frauen sollen immer ein hartes Ge- müth verrathen. Die Stülpnase mit weiten Nasenlöchern soll mit Auf- geblasenheit und einer eitlen, leeren Gesinnung einhergehen, sonst aber müssen grosse Nasenlöcher als Zeichen von Muth, Kraft und Stolz*), kleine als Zeichen von Schwäche und Furchtsamkeit herhalten. *) So schreibt Baptista Porta von jähzornigen Leuten: Qui apertos habent rares, ad irara sunt incitatiores.