Ueber Carcinoma uteri ... / von A. Gusserow.

Gusserow, Adolf, 1836-1906.

Date:: 1871

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber Carcinoma uteri ... / von A. Gusserow. Source: Wellcome Collection.

5/30 (page 115)

Formen des »Cancroid’s« der Vaginalportion sind nun wiederum die tief¬ greifenden die häufigsten, und zwar diejenigen, die mit papillären Wucherungen einhergehen, resp. die aus Papillomen entstehen; nächst- dem ebenfalls nicht selten sind die schon oben erwähnten, den Adenomen nahestehenden Formen, die in den tiefem Schichten der Schleimhaut unter Mitbetheiligung der Drüsen verlaufen und gewöhnlich schon eine beträchtliche »krebsige Infiltration« setzen, resp. in bedeutenden harten Knoten sich manifestiren, bevor es zu Ulcerationen, zum Zerfall kommt. Wir würden also hier nach den alten Bezeichnungen der Formen, vom einfachen Papillom der Vaginalportion (dem Blumenkohlgewächs) begin¬ nend, das Cancroid, d. h. den tiefgreifenden Hautkrebs (Thiersch) mit zottigen Wucherungen und das »Carcinom des Uterus« besonders zu schil¬ dern haben, nämlich den tiefgreifenden Hautkrebs zunächst ohne Be¬ theiligung der Schleimhautbedeckung. Aeusserst selten, ja von Vielen bestritten, ist jedenfalls endlich, die flache Form des Hautkrebses (Thiersch) an der Vaginalportion, das sogenannte Ulcus rodens. Mit dieser Auffassung scheint mir in das Gebiet des Uteruskrebses diejenige Klarheit zu kommen, die man bei den meisten Besprechungen dieses Thema’s vermisst. Lassen wir das Ulcus rodens als äusserst selten ganz beiseite, so haben wir an der Gebärmutter also nur: gutartige Pa¬ pillome (Blumenkohlgewächse) aus denen leicht die zottige Form des Hautkrebses (das Cancroid) hervorgeht und die wir um so mehr hier er¬ wähnen müssen, da bekanntlich ein klinischer diagnostischer Unterschied gegenüber den »bösartigen Formen« fehlt, und dann den tiefgreifenden Hautkrebs, an dem sich papilläre Wucherungen entweder bald entwickeln oder der lange in den tiefem Schichten der Schleimhaut sitzend, nach der Durchbrechung der Schleimhaut, d. h. nach dem begonnenen Zerfall ganz ohne papilläre Wucherungen verläuft. Es ist zur Zeit unmöglich in Zahlen die Häufigkeit dieser ver- > schiedenen Formen des Gebärmutterkrebses festzustellen, da einmal die t ältern Angaben auf durchaus andern pathologisch anatomischen An- [ schaumigen beruhen und da es ferner für den Kliniker in den meisten rs Fällen, für den pathologischen Anatomen sehr häufig unmöglich ist die Form festzustellen, indem der Zerfall der Geschwulst schon so weit vorge¬ schritten ist, dass eine entscheidende Untersuchung unmöglich. So konnte Tanner (on Cancer of the female sexual organs. London 1863) unter 92 Fällen nur 62 mal die Art des Krebses feststellen und zwar war es nach seiner Anschauung 47 mal Medullarkrebs, 7 Scirrhus und 8 mal »Epithelial¬ krebs«, darunter 4 mal Cauliflower excrescence. In der Dissertation von Blau (Berlin 1870) ist aus den Protokollen des Berliner pathologischen Institutes das Sectionsresultat von 93 Fällen von Gebärmutterkrebs zu¬ sammengestellt und hier lautet die anatomische Diagnose 7 7 mal auf »Cancroid« und 6 mal auf »Carcinom«.