Der gegenwärtige Stand der Hippokrats-Frage und das Corpus Hippocraticum vom Standpunkt der Menon-Aristotlischen Überlieferung / [Fritz Spaet].

  • Spaet, Fritz.
Date:
1896
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Der gegenwärtige Stand der Hippokrats-Frage und das Corpus Hippocraticum vom Standpunkt der Menon-Aristotlischen Überlieferung / [Fritz Spaet]. Source: Wellcome Collection.

    8/30 (page 6)
    icli jedoch in der Entgegnung v. Oefele’s nicht unbeanstandet las¬ sen, da es sich nm die unrichtige Beurteilung einer dritten Person handelt. Ich habe nämlich in meinem oben citirten Aufsatz erwähnt, dass Biels meine Vorstellung bezüglich Hippokrates für wissen¬ schaftlich möglich hält; daraus ergibt sich aber noch nicht die Be¬ rechtigung den Schluss zu ziehen, wie von Oefele es that, dass Biels nun auch schon zugebe, Aristoteles und Menon hätten sich wirklich nicht getauscht. Ich constatire hier vielmehr ausdrücklich, dass Biels durchaus nicht auf die betreffende Abhandlung v. Oefele’s und auch nicht auf meine Ausführungen hin seine frühere Anschauung in diesem Punkte bisher geändert hat. Ich zweifle aber nichk dass Biels bereit ist, seine bisherige Vorstellung über Hippokrates zu verlassen, sobald es mir gelingt, den Beweis zu liefern, dass gerade die während des letzten Jahrhunderts so fest gewurzelte Meinung, dass Hippokra¬ tes ein Arzt war, wie die moderne auf naturwissenschaftlicher Basis stehende Medicin es fordert, eine irrige ist, und dass die, gegenwär¬ tige Annahme von der Umbildung der Medicin —■ aus einer roh empirischen zur naturphilosophischen und wieder zurück zu einer mehr wissenschaftlich empirischen — eine irrthümliche Verschie¬ bung des Einflusses der einzelnen Aerzte auf die jeweilige Ent¬ wicklungsphase zur Folge hatte. Es genügt natürlich unter diesen Umständen nicht, einfach die Behauptung aufzustellen, dass keinerlei Veranlassung besteht, an der historischen Treue des Aristoteles, der als Zeitgenosse des Hip¬ pokrates dessen Lehre wohl auch am besten kennen musste, irgend¬ wie zu zweifeln; es muss hier vielmehr der Vachweis geliefert wer¬ den, dass in keiner IVeisse ein geschichtliches Hinderniss be¬ steht, Hippokrates zur Glättung jener Aerzte naturphilosophischer Lichtung zu zählen, zu welcher er nach dem Berichte des Aristo¬ teles zweifellos gehört. Biesen Beweis zu erbringen ist Aufgabe, nachfolgender Ausfüh¬ rungen. Vach dieser Einleitung, die nothwendigerweis© zur Bifferenzirung der gegenwärtig in dieser Frag© vorhandenen Anschauungen sich etwas mehr als ursprünglich beabsichtigt in die Länge zog, die aber dadurch vorweg ein Bild von den wahren Hippokrates zeich¬ nete, nun zu dem eigentlichen Thema vorwürfiger Abhandlung. Ehe wir weiter in die Bearbeitung unserer Frage eintreten kön¬ nen, müssen wir uns noch vorerst kurz mit der Person des Verfas¬ sers des anonymen Londoner Papyrus beschäftigen. Wie Eenyon Classic.Kew. 1. c