Klinische Wahrnehmungen und Beobachtungen. Gesammelt in dem Königlichen poliklinischen Institute der Universität / von Eduard Henoch und herausgegeben von Moritz Heinrich Romberg.

Date:
1851
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Credit: Klinische Wahrnehmungen und Beobachtungen. Gesammelt in dem Königlichen poliklinischen Institute der Universität / von Eduard Henoch und herausgegeben von Moritz Heinrich Romberg. Source: Wellcome Collection.

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    Geschwister und mehrere andere Worte ohne Mühe aussprechen konnte. So erschien es denn am zweckmässigsten, die Heilung der Natur ganz zu überlassen, doch macht dieselbe nur sehr lang- same Fortschritte, da noch jetzt das Sprechen, insbesondere zu- sammenhängender Sätze, sehr erschwert ist und auch die gei- stigen Fähigkeiten merklich zurückgeblieben sind. Diese beiden Fälle und der bereits im Isten Hefte S. 54. beschriebene kommen also darin überein, dass sich der cerebrale Ursprung, sei es nun durch die früher vorhandene Hemiplegie, oder durch den vorausgegangenen epileptischen Anfall, deutlich nachweisen Hess. Auch war nur in einem derselben eine Hemmung in der Action der Muse, genioglossi wahrnehmbar, in den beiden anderen hingegen war ausschliessHch die articulirende Function der Zunge beeinträchtigt, und die locomotorische, wenigstens zu der Zeit, als die Kranken in der Klinik vorgestellt wurden, vollkom- men frei. Ob nicht im Beginn der Krankheit auch die letztere gehemmt und dadurch eine anomale Stellung der Zunge hervorge- bracht worden war, konnte zwar nicht mehr in Erfahrung gebracht werden, ist aber nach der Analogie mit anderen Fällen von Ge- hirnblutung wahrscheinlich; denn es ist bekannt, dass unter sol- chen Umständen die gekrümmte Stellung der Zunge in der Ee- gel weit früher in die normale übergeht und die Beweglichkeit sich wieder herstellt, als die Sprache, welche oft das ganze Leben hindurch stammelnd bleibt. Einen solchen Verein von Hemmung der Sprache und der Ortsbewegung der Zunge bietet z. B. der folgende Fall dar, welcher auch noch desshalb bemerkenswerth ist, weil trotz des entschieden ausgeprägten centralen Ursprungs die Lähmung sich doch nur auf die Zunge beschränkte. Ein gesun- der 35jähriger Buchbinder hatte schon mehrere Tage über einen heftigen Kopfschmerz in der Gegend der Pfeilnaht und in der Stirn geklagt, als am 27. Januar 1848 der Schmerz plötzlich einen sehr hohen Grad erreichte, und der Kranke, der trotz seiner Lei- den mehrere Nächte hinter einander angestrengt gearbeitet hatte, sich ins Bett legen musste. Als er nach einer fest durchschlafenen Nacht am 28. erwachte, konnte er zu seinem Schrecken auch mit der grössten Anstrengung nicht eine Silbe herausbringen, worauf er sich am 1. Februar in der Klinik meldete. Bei der Unter- suchung fand man nicht allein eine vollkommene Stummheit,