Klinische Wahrnehmungen und Beobachtungen. Gesammelt in dem Königlichen poliklinischen Institute der Universität / von Eduard Henoch und herausgegeben von Moritz Heinrich Romberg.

Date:
1851
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Credit: Klinische Wahrnehmungen und Beobachtungen. Gesammelt in dem Königlichen poliklinischen Institute der Universität / von Eduard Henoch und herausgegeben von Moritz Heinrich Romberg. Source: Wellcome Collection.

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    als vor acht Monaten, hervorgekommen. So ist nun auch der Zustand bis zum März 1850 geblieben, und weder die Fort- setzung des Elektromagnetismus, noch die Anwendung anderer Mittel, wie Frictionen der atrophischen Seite, haben eine günstige Veränderung hervorzubringen vermocht. *) *) Dr. HuETER hat in seiner oben erwähnten Inauguraldissertation mehrere Fälle dieser Art zusammengestellt, unter denen vorzugsweise der folgende von Herrn Dr. Axmann und ihm selbst in Erfurt beobachtete, bemerkenswerth ist: A. N., ein 32jähriger Webergeselle, hatte bis zu seinem 7. Lebensjahre nur an leichten Erkältungen, die er sich durch seine Liebe zum Fischfang zugezo- gen, gelitten. Seit dem 7. Jahre aber traten in unregelmässigen Zeiträumen Contractionen der linken Kaumuskeln ein, die Anfangs die Zähne der linken Seite zusammenpressten und beim Nachlassen ein Klappern derselben zur Folge hatten. Solche Anfälle, die einige Minuten anhielten, waren von dem Gefühl einer kräftigen Contraction der Backen - und Schläfenmuskeln begleitet und dauerten mit derselben Intensität und Häufigkeit bis zum 14. Lebensjahre, von welcher Zeit an sie seltener und minder heftig wurden, und gegenwärtig (August 1848) nur noch als sehr schnell vorübergehende Contractionen der linken Backen- muskeln ohne Zähneklappern bestehen. Fast gleichzeitig mit dem Eintritt jener Krämpfe bemerkte N., dass er auch ein feineres Gefühl in der linken Gesichts- hälfte, namentlich in deren oberem Theile, bekomme, indem er die Unterschiede der Temperatur bestimmter als früher und viel deutlicher als auf der rechten Seite empfand. Diese gesteigerte Sensibilität macht sich noch jetzt im ersten und zweiten Ast des linken Trigeminus bemerkbar. Nicht lange nach dem Eintritt dieser Hypercinesis und Hyperaesthesie entwickelte sich eine Atrophie der linken Gesichtshälfte, besonders ihres untern Drittheils, die im Jahre 1848 folgende Erscheinungen darbot. Die linke Schläfengegend und Wange sind abgeplattet, sämmtliche linke Kaumuskeln von weit geringerm Umfange als die rechten. Die Schläfengrube ist fast doppelt so tief, als die der rechten Seite, und der Kranke gab aus freien Stücken an, dass bei einem Druck auf dieselbe es ihm vorkäme, als gäbe der dünne Knochen nach und knicke ein, wie ein Kartenblatt. Die Haut liegt ohne Fettpolster dicht auf den Muskeln und Kno- chen, unterscheidet sich jedoch in Bezug auf Farbe und Temperatur nicht von der Haut der gesunden Seite. Die Muskeln contrahiren sich auf beiden Seiten mit derselben Energie, so dass der Kranke auf beiden Seiten gleich gut kauen kann. Die Haare der Schläfengegend, so wie der Backenbart fehlen auf der linken Seite, während sie auf der rechten ziemlich stark sind; nur am Kinn bemerkt man auch an der atrophischen Seite Haare und am Halse ist der Haarwuchs auf beiden Seiten gleich stark. Die linke Hälfte des Unterkiefers ist bedeutend kürzer und dünner, als die rechte, welcbe gleichsam nach links hinüber gewachsen erscheint. Beide Hälften werden durch eine narbenartige Hautfalte, welche auch die Unterlippe in zwei ungleiche Theile, einen dünnern und kürzern linken und einen längern und dickern rechten, theilt, von einander geschieden, so dass ein Doppelkinn entsteht. Die Zähne sind nur der Zahl nach verschieden, indem der fünfte Backzahn in der untern linken Zahnreihe fehlt. Die rechte Zungenhälfte ist genau noch einmal so breit und so dick als