Ueber die Aufgaben der pathologischen Anatomie : Vortrag, gehalten beim Antritt des Lehramts an der Uniersität Leipzig am 11. Mai 1878 / von Julius Cohnheim.

Date:
1878
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Credit: Ueber die Aufgaben der pathologischen Anatomie : Vortrag, gehalten beim Antritt des Lehramts an der Uniersität Leipzig am 11. Mai 1878 / von Julius Cohnheim. Source: Wellcome Collection.

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    Sicher wird Niemand verkennen, dass dies schöne Empfin- dungen, sind, die hier wachgerufen, schöne Saiten der Menschen- natur, die angeschlagen werden, und dass somit der bezeichnete Wendepunkt im Studium /.ugleich einen wahren und keineswegs geringen Fortschritt bedeutet, von dem man meinen sollte, dass er auch in der ganzen Stimmung und Denkweise des Studirenden sich vortheilhaft geltend macht. Und doch, Avarum sehen wir gerade so oft die Mediciner in eben diesem Stadium, wo sie im Begriff stehen, aus den jüngeren Semestern in die älteren überzu- gehen, unsicher, verstimmt, verzagt? Das kann nicht wohl die, einem jugendlichen Sinne fremde Furcht vor dem Umfang des noch zu Erlernenden sein, und noch viel weniger etwa beim An- fänger das Gefühl von der Mangelhaftigkeit und Unsicherheit der ärztlichen Kunst; sondern der G-rund dafür muss anderswo gesucht werden. Irre ich mich nicht, so ist es vielmehr eine Empfindung, die mit erschreckender Klarheit dem jungen Manne sich aufdrängt, die Empfindung nämlich, dass zwischen seinen bisherigen und seinen künftigen Studien gewissermassen die Continuität fehle, dass all der Fleiss und die Mühe, welche er auf die Erlernung der normalen Anatomie und besonders der Physiologie verwendet, ihm gar wenig zu Gute kommen, wenn er den Räthseln des Kran- kenbetts gegenübergestellt ist. In der That, muss es ihn nicht stutzig machen, wenn er einen Menschen von seiner eigenen Race gelb, dunkelgelb, ja olivenbraun sieht, wie einen Malayen oder Mulatten, wenn er im Nacken eines Menschen eine Gewebsmasse trifft, für die er in seinem bisherigen Wissen kaum eine andere Analogie findet, als den Fetthöcker des Kameeis, und wenn sein tastender Finger bei einem regelrechten Mitmenschen trotz aller Lehren der Anatomie die vordere Kante des Schienbeins nicht scharf, sondern stumpf, förmlich abgerundet constatirt? Vollends, wo bleiben die Gesetze der Physiologie? Mit welcher Bewunde- rung hat nicht der Studirende von der Fähigkeit des thierischen Organismus gehört, unter den verschiedenartigsten Bedingungen, \