Grundzüge der psychologie / von Hermann Ebbinghaus.

  • Ebbinghaus, Hermann, 1850-1909.
Date:
1905-1913
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Credit: Grundzüge der psychologie / von Hermann Ebbinghaus. Source: Wellcome Collection.

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    gehört, nicht getastet noch irgendwie anders sinnlich wahrgenommen werden und sind deshalb doch nicht minder reale Erlebnisse als die Dinge, bei denen das der Fall ist. Die Psychologie hat es, wie man dies kurz ausdrückt, mit den Gegenständen der Innenwelt zu tun, im Gegensatz zu der Physik im weitesten Sinne als der Wissen- schaft von den Gegenständen der räumlichen und materiellen Außenwelt. Diese Entgegensetzung ist vollkommen zutreffend, indes ist zu ihrem vollen Verständnis eine kurze Erläuterung nicht überflüssig. Für Gedanken, Gefühle, Entschlüsse und dergl. liegt ihre Richtig- keit auf der Hand, nicht aber ohne weiteres für die sinnlichen Em- pfindungen, die vorhin doch auch der Psychologie zugewiesen wurden. Denn Farben- und Tasteindrücke, Töne und Geschmäcke sind doch jedenfalls für den, der sie hat, etwas sinnlich Wahrgenommenes, wie auch etwas räumlich Ausgedehntes oder sonst räumlich Bestimmtes. Sie gehören also in gewisser Hinsicht zu den Dingen der Außenwelt, wie denn ja deren Gegenstände schlechterdings nicht anders charak- terisiert werden können als durch Angabe ihrer Farbigkeit oder Durch- sichtigkeit, ihrer Härte- und Wärmegrade, kurz irgendwelcher sinnlich wahrnehmbarer Eigenschaften. Allein zugleich ist doch das, was bei einer Sinnesempfindung der eine erlebt, der von ihm empfundene Eindruck selbst, als Gebilde seines Bewußtseins, der sinnlichen Wahr- nehmung aller Anderen wieder entzogen. Andere mögen unter geeigneten äußeren Einwirkungen Ähnliches empfinden, aber jederzeit sind die dem Bewußtsein des einen Individuums angehörigen sinn- lichen Erlebnisse als solche dem Sehen und Tasten aller übrigen ganz ebenso unzugänglich und unerreichbar wie die Gedanken oder Gefühle jenes Individuums. Die in gewisser Hinsicht der Außenwelt angehörigen Sinneseindrücke stimmen also in gewisser auderer Hinsicht doch durchaus überein mit Vorstellungen, Wünschen und dergl., d. h. mit den uneingeschränkt der Innenwelt zuzuweisenden Dingen. Und soweit dies nun der Fall ist, soweit also die sinnlichen Em- pfindungen als je von einzelnen Individuen erlebte und allen Anderen direkt nicht zugängliche Gebilde betrachtet und in ihren von der Einzelindividualität abhängigen Eigen- tümlichkeiten und Beziehungen näher untersucht werden, soweit ist die Beschäftigung mit ihnen naturgemäß auch Sache der Psychologie. Soweit dagegen für die Betrachtung der sinnlichen Eindrücke und ihrer Gesetzmäßigkeiten das individuelle Erlebnis gleichgültig ist, soweit es sich bei ihnen um etwas handelt, was auch unabhängig von den erlebenden Individuen Wirklichkeit hat oder zu haben scheint, soweit bilden sie den Gegenstand der Wissenschaften von der Außenwelt.