Volume 1

Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie : für praktische Aerzte und Studirende / von Hermann Eichhorst.

  • Eichhorst, Hermann, 1849-1921.
Date:
1883-1884
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie : für praktische Aerzte und Studirende / von Hermann Eichhorst. Source: Wellcome Collection.

    1033/1046 (page 1017)
    emporheben; auch ist sie oft ungewöhnlich dünn und fettarm. Bei sehr umfangreichem Ascites bilden sich in der Cutis Platzstellen, welche sich dem Auge als rosenrothe oder bläulich rotheStriemen (Striae) verrathen, welche, raeist wellenartig und parallel verlaufend, über und neben einander liegen. Zuerst und am ergiebigsten pflegen sich dieselben in den unteren seitlichen Baiichpartien zu bilden, da diese dem grössten Drucke von Seiten des Ascites ausgesetzt sind. Ist der Ascites verschwunden, so bleiben sie meist für's Leben als Wahrzeichen zurück, nehmen aber dann narbig-weisses Aussehen an (Striae albidae) und unterscheiden sich in Nichts von sogenannten Schwangerschaftsnarben. In manchen Fällen findet man die Bauchhaut ödematös, obwohl nur dann, wenn auch die Haut der unteren Extremitäten und der Geschlechtstheile Anasarca zeigt. Nimmt das Oedem der Bauchhaut überhand, so kann es wie an den anderen eben bezeichneten Loca- litäten zu erythematösen und erysipelatösen Veränderungen, zu Aussickern von Fluidum, zu Einrissen und gangränösen Erkrankungen kommen. Uebrigens findet man Oedem der Bauchhaut vorwiegend oder gar ausschliesslich auf den unteren Abschnitten der Bauchdecken, Die subcutanen Hautvenen schimmern oft durch die Bauchdecken als geschlängelte , häufig ungewöhnlich stark gefüllte Stränge hindurch. Man sieht sie gewöhnlich in zwei Hauptstämmen von der Mitte der Ligg. Poupartii nach aufwärts gegen den Nabel ziehen, und sich hier durch seitliche Verzweigungen mit zwei Hauptvenen verbinden, die zum Brustkorbe laufen. Die starke Füllung dieser Vv. epigastricae superiores und inferiores kann daldurch ver- anlasst sein, dass das ascitische Fluidum die untere Hohlvene comprimirt und verengt, so dass ein Theil des venösen Blutes aus den unteren Extremitäten auf dem Wege der genannten Gefässe Zugang zum Herzen zu gewinnen sucht. Bestehen Störungen im Pfortaderkreislaufe, so können noch abnorme venöse Bahnen zur Ausbildung gelangen, sogenanntes Caput Medusae. Der Nabel ist nicht selten verstrichen. Bei umfangreichem Ascites erscheint er öfters blasen- oder hernienartig nach vorne gestülpt, bei durchfallendem Lichte findet man die Hervorstülpung transparent, ein Beweis, dass sie mit Fluidum erfüllt ist. Sehr wichtig bei der Untersuchung auf Ascites ist die Palpa- tion. Uebt man mit dem Zeige- oder Mittelfinger der rechten Hand aiif die eine Bauchseite einen kurzen Stoss oder Schlag aus, während man die Flachhand auf die andere Bauchseite gelegt hat, so fühlt man die wellenartigen Bewegungen der erschütterten Flüssigkeit als Fluctuation. Die Fluctuationsempfindung ist um so deutlicher, je näher dem Niveau des Fluidums der Schlag gethan worden ist. — Auch sieht man nicht selten die wellenförmigen Bewegungen unter den Bauchdecken dahinlaufen. Sehr umfangreicher Ascites und zu starke Spannung der Bauchdecken schwächen die Deutlichkeit der Fluctuation ab und sind im Stande, Fluctuation ganz und gar zu verhindern. In anderen Fällen ist die Fluctuation so kleinwellig und reichlich, dass sie dem Hydatidenschwirren gleicht Leyden und Quincke bestimmten den Druck des Fluidums auf 19 bis 42 Mm. Hg., die respiratorischen Schwankungen betrugen 4—6 Mm. Hg.