Hermaphroditismus beim Menschen / von Franz Ludwig von Neugebauer.

  • Neugebauer, Franz Ludwig von, 1856-1914.
Date:
1908
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Credit: Hermaphroditismus beim Menschen / von Franz Ludwig von Neugebauer. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.

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    „Da der Genitalstrang (Thiersch) hoch oben in den Canalis urogeni- talis einmündet, fährt Nagel fort, „so hat er zunächst nichts mit der Kloake zu tun. Die ursprüngliche ektodermale Kloake — im Vergleich mit dem Neonaten — welche vom hinteren Analrande bis zum vorderen Urethralmündungsrande reicht, verhält sich bei beiden Geschlechtern ganz gleich. Alsbald verkleben die epithe- lialen Wände des vorderen Teiles der Kloake miteinander, ebenso die Rinne an der Unterfläche des Geschlechtshöckers. Der verklebte Teil wird zu demjenigen Abschnitte der Penisharnröhre, welche innerhalb der Glans penis, bezw. inner- halb der Glans clitoridis, falls sie bei weiblichen Scheinzwittern peniform sich gestaltet, verläuft. Bei männlichen Embryonen von 6—7 cm Rumpflänge kommt es am Schlitzrande dieser epithelialen Furche zur Bildung einer Gewebsbrücke, welche die Furche zu einer an beiden Enden offenen Röhre abschließt. Beim weiblichen Fötus bleibt diese Gewebsbildung aus, der offen bleibende Schlitz ver- schwindet mit der Rückbildung der Glans clitoridis ganz. An der Basis der späteren Glans, da wo der verklebte Teil in den offenen Teil der Kloakengrube übergeht, bildet der letztere eine rautenförmige Erweiterung; während sich bei männlichen Föten der übrige Teil der Kloakengrube schließt, bleibt er beim weib- lichen Individuum offen. (Siehe Abb. 20, 21, 22, 31, 32, 33.) „Inzwischen haben die Müller sehen Gänge, fährt Nagel fort, „den Canalis urogenitalis erreicht (Embryonen von 25—30 mm Länge). Bis jetzt münden in die Kloake immer noch nur zwei Gänge: Der Darm hinten und der Canalis urogenitalis vorn. Erst durch die Entwickelung der Vagina und die Hand in Hand mit deren Ausbildung einhergehende Verkürzung des Canalis urogenitalis und durch die schließliche Abflachung desselben zu dem späteren Vestibulum vaginae kommt es bei weiblichen Embryonen zur Einmündung der Vagina in den Boden der inzwischen zur Schamspalte gewordenen Grube, des vorderen Anteiles der ursprünglichen Kloake. Je länger die Vagina und je kürzer der Canalis urogenitalis wird, umsomehr nähert sich die Harnröhrenmündung dem Boden der Kloakengrube, um schließlich die definitive Lage zu behalten. Gleichzeitig mit diesen Veränderungen hat sich die Kloakengrube bereits abge- flacht, es erfolgt die Dammbildung. Beim Manne bleibt nur der hinterste Teil der Grube offen, als späterer Anus nach Verwachsung der seitlichen Ränder der Kloakengrube miteinander unter Beibehaltung der Harnröhre. Die rautenförmige Erweiterung an der Basis der Glans penis ist beim Manne der Abschnitt, der sich zuletzt schließt; erfolgt die Verwachsung nicht, so entstehen die verschiedenen Grade der Hypospadie. Beim Weibe persistiert diese rautenförmige Erweiterung zeitlebens und bildet den zwischen Orificium urethrae und Frenulum clito- ridis liegenden Teil der Rima vulvae. Der Damm bildet sich durch Verwach- sung der Seitenränder der Kloake miteinander unter Nachvornrücken der so- genannten beiden seitlichen Analhöcker, die vor der späteren bleibenden Anal- öffnung miteinander verwachsen (siehe Abb. 30). Die ursprünglich hinter der Kloake sich erhebenden Analhöcker verschieben sich gleichzeitig mit ihrem Wachstum nach vorn, legen sich mit ihren vorderen Enden an die hinteren Enden der Genitalfalten an und verwachsen nach oben mit dem Septum Douglasii (Perls), das, den Sinus urogenitalis vom End-