Ein Fall von Impftuberculose des Conjunctiva des Menschen mit Befund von Tuberkelbacillen : inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der gesammten Medicin / Julius Lowenthal.

  • Lowenthal, Julius.
Date:
1887
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Credit: Ein Fall von Impftuberculose des Conjunctiva des Menschen mit Befund von Tuberkelbacillen : inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der gesammten Medicin / Julius Lowenthal. Source: Wellcome Collection.

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    zeigt sich jedoch auch hier die obere Uebergangsfalte stark verändert, während der vordere Theil der Lidconjunctiva seine normale Beschaffenheit besitzt. Die stark verdickte und wallförmig vorspringende obere Uebergangsfalte hat im Gegensatz zur unteren eine derbe Consistenz, zeigt ein mehr glänzendes wächsernes Aussehen und eine matt grauröthliche Färbung mit kleinen eingesprengten graugelblichen Partien. Die linke Lidspalte ist erheblich enger als die rechte. Die subjectiven Beschwerden sind fast gleich Null, Pat. sucht hauptsächlich ärztliche Hülfe wegen des Vordringens der unteren Uebergangsfalte in die Lidspalte. Das rechte Auge zeigte zu dieser Zeit noch fast gar keine Veränderungen und wurde auch vom Pat. als völlig gesund betrachtet. Beim Abziehen des unteren Lides jedoch bemerkt man auch hier in der unteren Uebergangsfalte eine kleine wallförmige Wucherung (3 Mm. hoch und 6 Mm. lang) von grauröthlichem Aussehen und weicher Consistenz, und ebenso sind in der oberen Uebergangsfalte schon leichte Veränderungen, ähnlich denen des linken Auges nachweisbar, geringe gleichmässige Verdickung von glänzend homogenem Aussehen, in der kleine graugelbliche Partien mit blassröthlichen abwechseln. Von Herrn Prof. Schoeler wurde damals auf Grund dieses klinischen Bildes die Diagnose auf Amyloid der Conjunctiva gestellt und zwar hauptsächlich wegen einer grossen Aehnlichkeit dieses Falles in der äusseren Erscheinungsweise mit einigen Fällen von amyloider Degeneration der Conjunctiva, welche er vor einigen Jahren in Dorpat zu sehen Gelegenheit hatte. Die mikroskopische Untersuchung indessen eines frisch excidirten oberflächlichen Stückes schien anfangs die Diagnose nicht zu bestätigen, da sich in demselben keine amyloide Degeneration oder amylold- ähnliche Gebilde nachweisen Hessen, wir werden später sehen aus welchem Grunde. Am 8. Februar 1881 wurde dann in der Chloroformnarcose der grösste Theil der wallförmigen Anschwellung des unteren Lides von Herrn Prof. Schoeler excidirt und namentlich auch die tieferen Theile des subconjunctivalen Gewebes zusammen- hängend und sehr ausgiebig entfernt. Die so excidirten Theile wurden in Müller'- scher Flüssigkeit gehärtet und nach 3 Monaten mikroskopisch untersucht. Die Heilung der Operationswunde ging ohne Zwischenfall von statten unter Bildung einer bedeutenden strahligea Narbe. Nach einem weiteren Verlauf von 6 Monaten haben die Erscheinungen auf dem linken Auge nicht an Ausdehnung zugenommen, während sich auf dem rechten eine ganz geringe Zunahme der Veränderungen con- statiren lässt. Subjective Beschwerden fehlen auf beiden Augen auch jetzt fast völlig. Die mikroskopische Untersuchung des gehärteten und zu verschiedenen Zeiten frisch excidirten Materials ergab folgenden Befund. Die freie Oberfläche der Theile ist bedeckt mit einem regelmässigen geschichteten Pflasterepithelium, dem der nor- malen Conjunctiva gleichend. Unmittelbar unter diesem Epithel folgt eine aus Bund- zellen bestehende Gewebsschicht von wenig zahlreichen Gefässen mit sehr dünnen, zum Theil capillaren Wandungen durchsetzt. Die Bundzellen liegen dicht aneinander mit deutlich erkennbarem feinen bindegewebigen reticulären Stützgewebe. Diese Schicht erreicht zum Theil eine sehr bedeutende Dicke (3—4 Mm.) und bedingt jedenfalls jenes eigenthümlich braunröthliche Aussehen der Conjunctiva des unteren Lides. Gegen die tieferen Gewebstheile setzt sich diese oberflächliche Granulations- Archiv f. pathol, Anat. Bd. LXXXVI. Hft. 2. 22