Ueber die aeusseren Bedingungen und die socialen Indicationen für chirurgische Operationen / von A. Eiselsberg.

  • Eiselsberg, Anton, Freiherr von, 1860-1939.
Date:
1893
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Credit: Ueber die aeusseren Bedingungen und die socialen Indicationen für chirurgische Operationen / von A. Eiselsberg. Source: Wellcome Collection.

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    So kam es, dass in kurzer Zeit die Indicationen zur Ausführung der verschiedenen Operationen, welche früher als mit ehernem Griffel geschriebene, unantastbare Dogmen gelehrt wurden, sich änderten, und auf solide Fundamente gestellt wurden; wir besitzen jetzt eine Reihe genauer Anzeichen da- für, wann operirt werden soll und wann nicht. Trotzdem hält es gerade für den jungen Arzt schwer, im einzelnen Falle das Richtige zu treffen. Wo unbedingt operirt werden muss, also die Indication eine vitale ist, wird die Entscheidung für den Arzt leicht, wo aber zunächst bloss zur Beseitigung des Er- krankten oder gar aus kosmetischen Gründen ein operativer Eingriff in Frage kommt, wird der Entschluss des Arztes wesentlich erschwert; denn abgesehen davon, dass es zu viel Einzelfälle gibt, als dass für jeden derselben in den Büchern vorgesorgt sein könnte, müssen neben den durch den Krank- heitsprocess vorgeschriebenen Regeln die äusseren Umstände, auch die Familienverhältnisse berücksichtigt werden, für welche es an geschriebenen Satzungen gebricht und gebrechen muss, und nur zu oft kommt es vor, dass in dieser Richtung der Arzt Fehler macht. Wie unglücklich wird der Familienvater, der sich und den Seinen das tägliche Brot gibt, wenn der Arzt von einem kostspieligen Aufenthalte im Süden die Genesung abhängig macht, der Kranke hat nicht die Mittel dazu und ergibt sich resignirt in sein Schicksal, oder verschafft sich mühsam so viel Geld, um mit kärglichen Mitteln ausgestattet und krank im fremden Lande zu weilen, hinzusiechen, während zu Hause die liebende Hand der Gattin des traurigen Daseins letzte Tage verschönert hätte! Für den Chirurgen, der durch seine Massnahmen schwere Eingriffe, oft lebensgefährlicher Natur, am Kranken vornimmt, ist die Berücksichtigung der familiären Verhältnisse noch viel wichtiger. Es hat schon Salz er in seiner Antrittsrede vor drei Jahren diesen Punkt kurz angedeutet, indem er sagte: »bei einiger Ueberlegung wird es wohl Jedem klar, dass die Be- deutung gewisser Krankheiten und die Aufgabe der Behand- lung derselben sehr verschieden sein mag bei verschiedenen Berufsclassen, bei Jung und Alt, Knaben und Mädchen, ein verkrüramtes Knie bei Schuhmacher und Briefboten, ein Krebs bei Jüngling und Greis, sie sind dem Therapeuten von verschiedener Bedeutung.« Speciell für Sie, meine lieben Herren Studirenden, die ich hier zu lehren berufen bin, und die ich hiermit auf das herzlichste begrüsse, möchte ich als Richtschnur ihres Handelns in der Praxis aus diesen äusseren Vei'hältnissen und socialen Bedingungen zur Ausführung einer chirurgischen