Über Fäulnissbacterien und deren Beziehungen zur Septicämie : ein Beitrag zur Morphologie der Speltpilze / von Gustav Hauser.

  • Hauser, Gustav, 1856-1935.
Date:
1885
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Credit: Über Fäulnissbacterien und deren Beziehungen zur Septicämie : ein Beitrag zur Morphologie der Speltpilze / von Gustav Hauser. Source: Wellcome Collection.

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    schichtig aneinander gereihter wohl entwickelter Stäbchen und Fäden von verschiedener Länge. Diese einzelnen Bacteriencolonien, welche von der Impfstelle gegen die Peripherie hin sowohl an Grösse als auch an Zahl allmählich abnahmen, verharrten nun keineswegs in ruhiger Lage, sondern wanderten vielmehr in der Form geschlossener Schwärme mit lebhafter, gleitender Bewegung unter fortwährender Gestaltveränderung über die Oberfläche der Gelatine hin. Diese Erscheinung war um so auffallender, als weder mit unbe- waffnetem Auge noch bei mikroskopischer Untersuchung, die Impf- stelle ausgenommen, auch nur eine Spur von Verflüssigung der Nährgelatine constatirt werden konnte; dieselbe erschien vielmehr überall absolut trocken und in ihrer Consistenz gänzlich unver- ändert. Nun ist es ja aber doch für die Regel — und bisher war über- haupt keine Ausnahme von dieser Regel bekannt — gerade als der wesentlichste Vorzug der Bacterienzüchtung auf festem Nährboden, wie ihn eine Nährgelatine bietet, gegenüber derjenigen in flüssigem Nährsubstrat zu betrachten, dass eben die einzelnen Bacteriencul- turen überall da sich entwickeln und localisirt bleiben, wohin ein Keim bei der Aussaat gelangt war. Die Culturen pflegen bei nicht zu dichter Aussaat in Zwischenräumen ruhig neben einander zu wachsen und nur in geschlossener Begrenzung sich bei dem weiteren Wachstume auszudehnen, so dass man alles, was ausserhalb der Grenzen einer Cultur, aber noch im Impfstriche gelegen ist, als eine andere, selbständige Cultur und alles, was sich in grösserer Ent- fernung von der Impfstelle entwickelt, als zufällige Verunreinigung aufzufassen hat. Obwohl nun in unserem Falle fast die ganze Oberfläche der Nährgelatine auch ausserhalb des Impfstriches mit zahllosen isolirten kleinen Bacterienschwärmen bedeckt war, so waren doch die ganze Anordnung und die characteristischen Ortsveränderungen dieser klei- nen Gruppen derartig, dass eine Verunreinigung in dem angeführten Sinne von vorne herein auszuschliessen war. Denn es müsste ja dann jeder der unzähligen kleinen getrennten Schwärme aus einem gesonderten zufällig hereingefallenen Keim sich entwickelt haben und dabei bliebe gerade die wunderbarste Erscheinung, nämlich das Umherwandern der kleinen Colonien, gleichwohl als etwas Befrem- dendes bestehen. Wollte man daher an eine Verunreinigung denken, so wäre eben das Neue und Wunderbare an der Sache in dieser selbst gelegen und deshalb gewiss nicht minder interessant.