Atlas der Gelenkkrankheiten : nebst diagnostischen Bemerkungen und einem Abriss der Anatomie der Gelenke / von August Schreiber.

  • Schreiber, August.
Date:
1883
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Credit: Atlas der Gelenkkrankheiten : nebst diagnostischen Bemerkungen und einem Abriss der Anatomie der Gelenke / von August Schreiber. Source: Wellcome Collection.

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    IOO an den Sehnenscheiden besonders des Carpus eine Tendovaginitis chronica serosa vor, die zur Ansamm- lung eines serös-fibrinösen Exsudates führt, das am Carpus nach oben und unten sich vorwölbt und zur Bezeichnung Zvverchsackhygrom (Fig. 2 Taf. XXIII) Anlass gab. Die sackartigen Ausstülpungen entlang der Fingersehnen und die meist zahlreich in denselben vorhandenen als Reiskörner bekannten Fibringebilde geben der Affection hinreichend characteristische Momente. Die Tendovaginitis purulenta ist in der Regel die Folge von Traumen, septischen Pro- cessen, Fortleitung von benachbarten Entzündungen (Panaritien etc.) und kam derselben bekanntlich vor Einführung des Lister’schen Verbandes eine bedeutend grössere, berüchtigte Rolle zu, sie ist nicht nur von Bedeutung wegen septicämischer Gefahren, sondern auch wegen der häufig durch sie bewirkten Sehnen- necrosen, die auch nach erfolgter Heilung Contracturen etc. bewirken. Die Art der Entstehung, die Schmerz- haftigkeit und weiche Schwellung, der aus einer Wunde von den Sehnenscheiden her hervordrückbare Eiter, der an der obern Druckstelle eine deutliche Delle zurücklässt, characterisiren zur Genüge das ohne Au- tisepsis äusserst maligne Krankheitsbild. Als Tendovaginitis fungosa könnte man schon gewissermassen das Ausheilungsstadium der purulenten betrachten, wenn üppige Granulationen den Raum zwischen Sehnen und Scheide ausfüllen und eine allmähliche Verwachsung und Vernarbung einleiten, es findet sich jedoch auch primär eine fungöse Sehnenscheidenentzündung, indem ohne wesentliche Entzündungserscheinungen knollige Verdickungen von rundlicher oder mehr länglicher Form und meist elastischer bis pseudofluctuirender Consistenz entlang den afficirten Sehnen sich entwickeln, die erst secundär zu entzündlichen Processen, Eiterung und Durchbruch Veranlassung geben können (vergl. Fig. 3 Taf. XXIII). Die Ganglien, Ueberbeine (Fig. 4,5 Taf. XXIII), sind meist einfache umschriebene Tendovagi- nititen oder einfache Hygrome, die eine pralle rundliche Anschwellung, besonders am Handrücken oder Fussriicken gelegen, darstellen, doch dürfen sie nicht ganz mit den ersteren zusammengeworfen werden, da sie nicht selten, wie anatomische Untersuchungen bewiesen, deutliche Ausstülpungen der Gelenkkapsel, so- mit eine Art Synovialhernien darstellen. Die, wie erwähnt, weitaus häufigsten Ganglien am Handrücken sind meist Ausstülpungen der Bursa extens. durch das Lig. carpi dorsale und es werden von Laien nicht selten die abnormen Verdickungen an der Basis metacarpi 1 oder 2, wie sie durchaus nicht zu den Seltenheitenge- hören, als Ueberbeine mit Ganglien verwechselt und mit entsprechenden Kurversuchen misshandelt. Oft bieten auch umschriebene, fungöse Wucherungen um die Strecksehnen deutlich die pralle Fluctuation und das characteristische Aussehen der Ganglien dar, während eine Operation derselben nur in Abpräpariren dieser Wucherungen von den Sehnen bestehen darf.