Vorlesungen über Kinderkrankheiten : ein Handbuch für Aerzte und Studirende.

  • Henoch, E. H. (Eduard Heinrich), 1820-1900.
Date:
1883
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Credit: Vorlesungen über Kinderkrankheiten : ein Handbuch für Aerzte und Studirende. Source: Wellcome Collection.

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    gebrachte Laut auf der Fontanelle wahrgenommen wird, so muss man, zumal bei sehr schnell athmenden Kindern, während des Auscultirens die Hand am Pulse haben, um sich vor Irrthümern zu bewahren. Bei grösserer Uebung ist man indess bald im Stande, auch ohne diese Vor- sichtsmaassregel das systolische Blasen ohne Mühe neben dem Athmungs- geräusche zu hören und beide von einander zu unterscheiden. Nur sehr selten hörte ich das Blasen auch auf der schon geschlossenen Fontanelle und an anderen Stellen des Schädels, wie denn auch Andere dasselbe an den hinteren und seitlichen Fontanellen, und bei geschlossenem Schädel in der Richtung der Art. meningea media, ja sogar auf den Process. spinosi der Nackenwirbel wahrnahmen. Während die ersten Entdecker dieses Geräusches, die Amerikaner Fisher (1833) und Whitney (1843) demselben stets eine pathologische Bedeutung zuerkannten, und ich selbst') nach meinen Untersuchungen geneigt war, dasselbe in Zusammenhang mit der Rachitis zu bringen, betonten Hennig und Wirthgen das physiologische Vorkommen des Geräusches von der 22. oder 23. Lebens- woche an bis zum knöchernen Schlüsse der Fontanellen. Ich stimme nach dem Resultat meiner seit jener Zeit fortgesetzten Untersuchungen nunmehr mit der Ansicht dieser Autoren überein und glaube, dass das Geräusch nur desshalb so überwiegend häufig bei Rachitischen gehört wird, weil bei diesen Kindern eben die Fontanellen und Nähte weit länger offen bleiben, als es sonst der Fall ist. Welche Ursachen dem systolischen Schädelgeräusche zu Grunde liegen, ist bis heut unentschie- den. Die Ansicht von Jurascz, dass dasselbe in Folge einer relativen Enge des Sulcus caroticus in der Carotis entstehe, fand einen Wider- sacher in Epstein, welcher dasselbe zu einem in den Carotiden am Halse stattfindenden Geräusch in Beziehung zu bringen geneigt ist. Jedenfalls halte ich das sogenannte „Hirnblasen in klinischer Beziehung für interesselos und für die Diagnose nicht verwerthbar. Viel wichtiger sind für uns die Verhältnisse der Fontanellen und Suturen des Schädels. Beim neugeborenen Kinde finden Sie die letz- teren durch eine knorpelige, etwas vorragende Leiste geschlossen, sämmt- liche Fontanellen aber noch häutig, so dass der Finger im Stande ist, die Pulsationen des Gehirns auf der vorderen Fontanelle zu fühlen, und zwar am deutlichsten dann, wenn das Gehirn ungewöhnlich blutreich wird und durch einen stärkeren Druck die häutige Fontanelle über das Niveau der umgebenden Knochenränder emporhebt. Diese pralle, elastische, pulsirende Beschaffenheit der vorderen Fontanelle ist daher für die Praxis ') Beiträge zur Kinderheilk. Berlin 1861. p. 170.