Volume 1

Die Medizin der alter Ägypter / [herausgegeben von] W. Wreszinski.

Date:: 1909-1913

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Credit: Die Medizin der alter Ägypter / [herausgegeben von] W. Wreszinski. Source: Wellcome Collection.

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Die Pap. Hearst und Berlin dagegen sind für Praktiker berechnet, die ihre Wissenschaft be- herrschen und nur für die einzelnen Krankheitsfälle eine Rezeptsammlung zur Hand haben wollen (vgl. im einzelnen hierzu den Kommentar). Das hindert nicht, daß für etliche offenbar entlegenere Gebiete beide Papyri ausführlicher werden; vielleicht sind es auch neue, eigene Erfahrungen, die der gelehrte Autor an jenen Stellen mit in das Werk hinein verarbeitet hat. Es ist nicht wunderbar, daß die Anwendung des Mittels oft nur ganz kurz angegeben wird, so daß sie uns unverständlich bleibt, — der Arzt wußte eben Bescheid. Neben solchen gewollten Kürzen (vgl. Rp. Nr. 75) stehen aber auch Rezepte, die durch die Verständnislosig- keit des Schreibers wichtige Sätze eingebüßt haben (vgl. Rp. Nr. 46). Die Rückseite unseres Pap. zeigt deutlich den Unterschied zwischen der Ausführlich- keit, mit der unbekannte Stoffe behandelt werden, und der Kürze bei Zusätzen zu schon be- kannten. Der Besitzer des Werkes schreibt erst eine Anzahl ihm offenbar neuer Diagnosen genau ab, dahinter setzt er dann in aller Kürze etliche Rezepte gegen Ohrenkrankheiten. Ebenso beginnt der Verfasser des Papyrus Hearst Beschwörungen von Krankheiten, bricht aber mit einem „usw.“ ab, sobald er denkt, daß der Arzt Bescheid weiß (14, 2. 9. 10. 13). Abgesehen von diesen inneren Gründen ergibt sich schon aus dem Äußeren ein Unter- schied zwischen dem Pap. Ebers und den beiden anderen Manuskripten: der Ebers ist im Bibliotheksformat, die anderen in einem bequemen, handlichen, kleinen Format geschrieben. Daß mit der prunkvolleren Ausstattung auch eine größere Sorgfalt in der Schrift Hand in Hand ging, ist selbstverständlich. Durch diese Erwägungen des Zweckes unseres Papyrus werden wir auch unseren Stand- punkt in bezug auf seine Benutzbarkeit gewinnen. Es wurde bisher immer gesagt, daß die unglaubliche Verderbtheit des Textes es unverständlich erscheinen lasse, daß er zum prak- tischen Gebrauch habe dienen können. Tatsächlich hat er dazu gedient, und er reichte dafür auch völlig aus. Denn er war nicht für Laien oder Schüler bestimmt, sondern für den Arzt, der den Stoff beherrschte, und der aus inneren Gründen bei einer Korruptel noch leicht er- kannte, was gemeint war, wo der Laie nur Verschreibungen und Unsinn sah. Und außerdem ist zu bedenken, daß der ägyptische Leser viel mehr an die Verschiedenheit der Wortbilder für den gleichen Begriff gewöhnt war, als derjenige, dem die Präzision der reinen Buch- stabenschrift geläufig ist. Der Ägypter legte dem einzelnen Buchstaben viel weniger Ge- wicht bei, da er an Schwankungen in der Orthographie gewöhnt war, und er hatte von seinem Standpunkt ganz recht, wenn er Abweichungen in der Schrift nicht allzu tragisch nahm, denn nur wo eine feste Regel ist, kann man auch Fehler bestimmt als solche bezeichnen, je weiteren Spielraum aber die Norm gestattet, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwi- schen dem, was erlaubt ist, und dem Verbotenen. Wer einmal gesehen hat, wie der Araber seine Schriftstücke liest, wie er erst durch eine schnelle Durchsicht einigermaßen den Sinn festzustellen sucht, ehe er die Form der einzelnen Worte bestimmt, der wird nicht daran zweifeln, daß der Papyrus seinem Zwecke vollständig dienen konnte. Inhalt. Der Inhalt des Papyrus, der, wie schon oben dargestellt, aus den verschieden- sten Quellen stammt, ist nicht systematisch geordnet; die Teile stehen in willkürlicher Reihen- folge, so wie der Kompilator die einzelnen Traktate, denen er sie entlehnte, zu Gesicht be- kommen hat. Einzelne zusammengehörige Gruppen, die wohl aus je einem Traktat stammen, lassen sich jedoch unterscheiden. I. I, I—I, II Mittel gegen den -Wurm. II. I, II—2, 5 Erkrankungen der Brust. III. 2, 5—3,4 Mittel gegen den o-Wurm. AA'WNA