Volume 2

Forschungen und Erfahrungen, 1880-1910 / eine Sammlung ausgewählter Arbeiten von Prof. Dr. Sir Felix Semon.

  • Semon, Felix, 1849-1921.
Date:
1912
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Credit: Forschungen und Erfahrungen, 1880-1910 / eine Sammlung ausgewählter Arbeiten von Prof. Dr. Sir Felix Semon. Source: Wellcome Collection.

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    Kaisers ^ctaii o(.lcr gelassen hätten: tadoJiidcr Kritik waren sie sicher! Die dcntsohen Aerzte muss ten aber sprechen, wenn nicht ihrer selbst, so der Wahrheit willen! Wenn dies nicht ohne yi'ossen Skandal, ohne viel bittei'es Herzeleid, ohne einen für die ärztliche Wissenschaft nichts weniger als vorteilhaften Einblick in die betrübenden Vorgänge am Krankenbett des Hingeschiedenen abging, so war das gewiss tief be- dauerlich, jedoch nach dem Vorangegangenen absolut unvermeidlich! Aber die Verantwortlichkeit dafür, dass dies nötig geworden war, muss riickhaitslos derjenigen Seite aufgebürdet werden, die ohne jede Provokation vom ersten Augenblicke ihrer Be- teiligung die Krankheit des hohen Verstorbenen schonungslos an die Oeffentlichkeit gezerrt, die Vorgänge am Krankenbett öffentlicher Neugier preisgegeben, die Handlungsweise der deutschen Aerzte den schlimmsten Missdeutungen ausgesetzt, mit den gröblichsten Insinuationen verfolgt hatte! — Stehen wir somit, was die Sache anbetrifft, in der Frage der Ver- öffentlichung des deutschen Berichtes vollständig auf selten der deutschen Aerzte, so bedanern wir andererseits, nicht eine gleiche unbedingte Billigung hinsichtlich der gewählten Form aussprechen zu können. Der deutsche Bericht trägt in seiner äusseren Ausstattung ein durchaus offizielles Gepräge. Gedruckt in der Kaiserlichen Reichs- druckerei, weist er auf dem Titelblatt den deutschen Reichsadler auf. Der Titel selbst besagt, dass die Krankheit „nach amtlichen Quellen und den im Königlichen Ilausministerium niedergelegten Berichten der Aerzte, welche an der Veröffentlichung teilnahmen und deren Namen nunmehr folgen, dargestellt sei. Kurz — kein Unbefangener kann im ersten Augenblicke zweifeln, dass er es hier mit einem offiziellen Aktenstück zu tun habe. Schon die nächste Erwägung aber lässt hierüber doch Zweifel auf- kommen. Von einem offiziellen Berichte über die Krankheit einer höchst- stehenden Persönlichkeit würde man naturgemäss erwarten, 1. dass sämtliche Aerzte, die zu irgend einer Zeit an der Behandlung teil- genommen haben, in demselben über ihre Tätigkeit Rechenschaft ab- legen, 2. dass jede Polemik streng vermieden würde. Die einfache Tatsache der Existenz tiefgehender Meinungsverschiedenheiten zwischen den betreffenden Aerzten scheint uns ein Vorgehen der eben geschilderten Art an sich durchaus nicht unmöglich zu machen: es wäre sehr wohl denkbar, dass der Bericht der Majorität als der offizielle Bericht ver- öffentlicht würde, gefolgt von ScparatprotokoUen derjenigen Aerzte, die es mit ihren Ucberzeugungen unvereinbar fänden, sich dem Bericht der Majorität anzuschlicssen. Persönliche Ausfälle könnten dabei vollständig vermieden werden und dem Publikum bliebe es überlassen, sich seine eigene Meinung zu bilden. Nun wollen wir gewiss nicht behaupten, dass in dem konkreten, vorliegenden Falle ein derartiges Vorgehen möglich gewesen wäre. AVir