Anleitung zur Ausmittelung der Gifte und zur Erkennung der Blutflecken bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen / von Robert Otto.

  • Otto Robert, 1837-1901.
Date:
1896
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Credit: Anleitung zur Ausmittelung der Gifte und zur Erkennung der Blutflecken bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen / von Robert Otto. Source: Wellcome Collection.

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    Prüfung der Salzsäure auf Arsen. Die Frage, wann eine Salz- säure oder irgend ein anderes Reagens als für die Zwecke gerichtlich- chemischer Untersuchungen genügend rein angesehen werden darf, kann nur von Fall zu Fall beantwortet werden. Die Reinheit der Reagentien ist, was ich schon in der letzten Auflage dieses Werkchens an entsprechen- der Stelle glaubte betonen zu sollen, begreiflich nur ein relativer Begriff, und man dai’f dreist behaupten, dass es für den Chemiker viel leichter ist, Spuren von Arsen zu finden, als die Abwesenheit kleinster Mengen desselben mit absoluter Sicherheit festzustellen. Fleck, der sich einst in einem sehr beachtenswerthen Aufsatze („Ueber den Nachweis von Arsenik in Ge- brauchsgegenständen“ , Repertorium d. analyt. Chem. III, 17) ausführlicher über den Gegenstand verbreitet hat, hat ganz Recht, wenn er sa£t, dass die Möglichkeit des richtigen Nachweises von Arsen mit der Menge des ver- brauchten Untersuchungsobjectes, die Möglichkeit des falschen Nach- weises mit der Menge der verbrauchten Reagentien wächst. Oft kann man in 100 g der Salzsäure kein Arsen mehr nachweisen, während dies in ya kg oder 1 kg mit Leichtigkeit gelingt. Diese Erwägungen und Thatsachen fallen namentlich dann, wenn es sich um den Nachweis von Spuren von Arsen handelt, sehr bedeutend in die Wagschale, und sie führen zu der Verpflichtung, bei der Prüfung von Objecten auf Arsen nicht nur bestimmte Mengen der letzteren, sondern auch abgewogene oder abge- messene Mengen der Reagentien zu verwenden, und zwar von diesen höchstens so viel, als bei vorhergehender Prüfung, mittelst derselben Methode, sich als arsenfrei erwiesen hatten. Nur wenn die Abwesenheit von Arsen mindestens! in derjenigen Menge von Reagentien, welche bei der Untersuchung der Objecte zur Verwendung kommt, auf Grund eines analogen, „blinden“ Versuches mit voller Bestimmtheit dargethan ist, darf man eventuell den Nachweis für die Anwesenheit desselben in den Prüfungs- objecten als sicher erbracht ansehen. Dieselbe Regel gilt natürlich auch für alle anderen giftigen Metalle, die als Verunreinigungen in Reagentien Vorkommen können. — Diejenigen, welche gerichtlich - chemische Unter- suchungen auszuführen haben, sollten, um oft recht unliebsame Verzöge- rungen zu vermeiden, gehalten sein, die erforderlichen Reagentien in ge- nügender Menge und Reinheit vorräthig zu halten. Was nun die Prüfung der Salzsäure auf Arsen anbelangt, so empfehle ich dazu die Säure, nach Zusatz von einigen Körnchen Kaliumchlorat und eventuell von so viel Wasser, dass das specifische Gewicht jener höchstens 1,104 beträgt (eine solche Säure siedet bekanntlich unter gewöhn- lichem Luftdrucke bei etwa 110° C. und bildet sich schliesslich bei der Destillation sowohl aus stärkerer als auch aus schwächerer Säure), in echten Porzellanschalen im Wasserbade einzudampfen, den Rückstand in Wasser aufzunehmen und die Lösung entweder ohne Weiteres oder nach dem Erwärmen mit etwas reiner verdünnter Schwefelsäure bis zur Ver- flüchtigung der Salzsäure im Wasserbade in den Mar sh’sehen Apparat zu bringen (siehe unten). Das Kaliumchlorat hat den Zweck, etwa vorhandenes Arsen in Arsensäure überzuführen, und den eventuellen Wasserzusatz, der, will man sehr vorsichtig zu Werke gehen, von Zeit zu Zeit wiederholt wird, schreibe ich vor, um dem Einwand zu begegnen, dass sich beim Ver- dampfen der Säure Arsen als Chlorarsen verflüchtigen könne. Bei der Destillation einer Arsensäure enthaltenden Salzsäure von hohem specifischem Gewicht geht bekanntlich viel Arsen als Chlorarsen fort (vergl. Mayr- hofer, Ann. d. Chem. u. Pharm., Bd. 158, S. 326). Ich weiss zwar, dass 11*