Zur Anatomie der gesunden und kranken Linse / von Otto Becker ; unter mitwirkung von J. R. Da Gama Pinto und H. Schäfer.

  • Becker, Otto, 1828-1890.
Date:
1884
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Credit: Zur Anatomie der gesunden und kranken Linse / von Otto Becker ; unter mitwirkung von J. R. Da Gama Pinto und H. Schäfer. Source: Wellcome Collection.

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    Die wenigen Katarakten, die ich in Kreosot aufbewahrt erhielt, waren spröde und brüchig und Hessen sich weder schneiden, noch zur Herstellung von Flächenpräparaten ver- wenden. Am besten zum Schneiden vorbereitet werden normale Linsen und Katarakten in Müll er'scher Flüssigkeit. Es dauert etwas länger, bevor man zur Einbettung schreiten kann, doch hängt dies auch von der Konsistenz der Linse, also im Allgemeinen von dem Alter des Individuums, ab. Ein besonderer Vortheil der Müll er'sehen Flüssigkeit be- steht aber darin, dass auch von Linsen, welche mehrere (bis 10) Jahre in ihr aufbewahrt waren, noch Schnitte er- halten werden können, welche für die peripheren Schichten allen Anforderungen Genüge leisten. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Linsen nicht isolirt, sondern in ihrer natürlichen Verbindung im Auge mit diesem in der Flüssigkeit aufbewahrt werden. Auch He nie hat neuerdings auf die grossen Vortheile hingewiesen, welche die Härtung von Linsen, die bestimmt sind, geschnitten zu werden, in Müller'scher Flüssigkeit besitzt. Er giebt (40, pag. 12) an, dass es sich bei Fischen empfehle, nicht die Linse allein, sondern den ganzen vor- deren Abschnitt einzulegen. Für die menschliche Linse, sei sie normal oder patho- logisch verändert, ist dies also um so mehr die beste Methode der Conservirung, als es dabei auf etwas kürzere oder längere Zeit, die man bis zur Bearbeitung verstreichen lässt, nicht so sehr ankommt. Damit ist allerdings nicht gesagt, dass es nicht für jedes einzelne Auge eine ganz bestimmte Zeit giebt, zu welcher die Linse die gleich- mässigste Konsistenz angenommen hat. Da der Unterschied in den einzelnen Schichten bei jugendlichen Linsen ein geringerer ist, so wird diese Zeit bei ihnen früher, schon nach 5—6 Wochen, gekommen sein, als für ältere. Immer wird es aber von einem gewissen Takt oder, sagen wir es gerade heraus, von einem glücklichen Zufall abhängen, den günstigsten Zeitpunkt zur Einbettung zu treffen. So hat uns die eine Linse eines neugeborenen Kindes, 37 Tage nach der Herausnahme eingebettet (9. Januar 1882 bis 15. Februar 1882), die unübertroffenen Schnitte geliefert, von denen einer in Fig. 1 abgebildet ist, während die Linse des zweiten Auges, die etwa 14 Tage länger in Mül- ler'scher Flüssigkeit lag, sich nur schlecht schneiden Hess. Wenn also die Müller' sehe Flüssigkeit ausser anderen unschätzbaren Eigenschaften für die Aufbewahrung und Härtung von Augen auch speeiell für die Linse grosse Vor- theile vor anderen Härtemitteln besitzt, so darf nicht ver- gessen werden, dass chromsaure Salze, nach den bestimmten Angaben von Flemming, die auf indirekte Kern- und Zelltheilung gerichteten Untersuchungen deshalb illusorisch machen, weil sie die ganze Kernsubstanz in eine mehr homogene, keine Einzelheiten mehr erkennen lassende Masse verwandelt. Ich komme auf diese Frage später noch ein- mal zurück. b) Von Einbettungsmassen wurde ziemlich alles versucht, was im Laufe der Jahre zu dem Zwecke von Histologen empfohlen wurde, ohne dass wir zufrieden- stellende Erfolge hatten. Dies gilt insbesondere von den verschiedenen Sorten Paraffin und den Gemischen von Wachs, Stearin, Oel u. s. w. Alle diese Massen haften an der isolirten Linse zu wenig fest und füllen die Falten und Lücken eines halbirten oder geviertheilten Auges zu unvoll- ständig aus. Auch bringt der Umstand, dass die Masse nachträglich erst wieder vom Präparat entfernt werden muss, den Nachtheil mit sich, dass dasselbe nur schwer ganz intakt auf den Objektträger gelangt. Für die Unter- suchung der Linse entsprechen dagegen zwei in letzter Zeit empfohlene Massen, wenn auch in etwas verschiedener Weise, ziemlich allen Anforderungen, die sogenannte Calberlamasse und das Celloidin. Beiden Massen gemein- schaftlich ist es, dass sie von dem Präparat nicht getrennt werden. Für die Linse speeiell ist dies bei unver- letzter Kapsel jedoch kaum als ein Uebelstand zu be- trachten, da sie durch letztere nach aussen hin vollständig scharf von der Einbettungsmasse abgegrenzt ist. Beide empfehlen sich dadurch, dass sie ausserordentlich fest an der Kapsel haften, so dass diese sich mit ihrem Epithel und oft auch den peripheren Linsenschichten eher von der Linse, als von der Masse trennt. So kommt es, dass man, auch wenn der Kern herausfällt, oft noch von der Kapsel und den nächst anhaftenden Schichten brauchbare Schnitte erhält. Wegen der relativ geringen Temperatur, die beim Einbetten angewendet zu werden braucht, leiden die Gewebe nicht sehr und wegen ihrer Dünnflüssigkeit dringen sie, wenn man die Linse mit einem Theil des übrigen Auges einbettet, leicht in alle Lücken des umgebenden Ge- webes ein. Der Anwendung beider Massen muss eine sorgfältige Auswässerung des Präparates vorausgehen, um es von der Härtungsflüssigkeit zu befreien. Wir lassen die Augen, aber auch die Linse allein 24 bis 48 Stunden in fliessendem Wasser (der Leitung) liegen. Die Einbettung in sogen. Calberlamasse hat bereits eine Geschichte. Im LXV. Bande von Virchow's Archiv empfahl MaxBresgen (17) eine ihm von Fleischer angegebene, aus Hühnereiweis, Talg und Soda bestehende Masse. Im selben Bande, pag. 546, weist Fleischer (29) das ihm zugeschriebene Verdienst dem Dr. Bunge in Dorpat zu. Diese Bunge'sehe Masse ver- änderte Calberla (19) in der Weise, dass er für das Talg den Eidotter substituirte, und schliesslich wurden später von Kuge, Prosektor an dem anatomischen Institut in Heidelberg, dem ver- rührten ganzen Hühnerei statt Soda einige Tropfen Glycerin zugesetzt. Die Manipulation besteht demnach jetzt in Folgendem: Möglichst frische Hühnereier werden tüchtig verrührt, und zwar sowohl das Eiweiss, wie der Dotter. Dann werden auf jedes Ei 7—8 Tropfen wasserfreien Glycerins zugesetzt und, nachdem das Gemisch noch einmal lange und tüchtig verrührt worden ist, wird das Ganze durch ein feines Flanelltuch filtrirt. Mit dem Filtrat wird das Präparat, welches in einer oben offenen, eckigen Papierschachtel mittelst Karls- bader Nadeln frei schwebend erhalten wird, Übergossen und das Ganze