Medizinisches aus der Geschichte / von Hermann Vierordt.

Vierordt, Hermann, 1853-1943.

Date:: 1910

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Credit: Medizinisches aus der Geschichte / von Hermann Vierordt. Source: Wellcome Collection.

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Gar häufig, mit einer gewissen Absichtlichkeit, wohl auch in dem Glauben, irgend etwas damit zu beweisen, wird von verschiedenen hervorragenden iMännern ihre von frühester Ju- gend an schwächliche Körperbeschaffenheit hervorgehoben. Joh. Gg. Zimmermann in seinem überschwänglichen Buch: Das Leben des Herrn von Haller, Zürich 1755, p. 6, meint, »man »beobachtet, dass Kinder, deren Leibesgestalt sehr verwirret »aussieht, insgemein eine Verstärkung der Kräften ihrer Seele »dabei empfinden. Wer kennet nicht die eingedrückte Brust, »den gewölbten Rücken eines M a 1 e b r a n c h e, eines Pope? »Die englische Krankheit (Rachitis) gehöret hierher. — Der »Herr Haller war in seiner ersten Jugend beständig elend und »schwach, er hatte eben die Krankheit an sich, von der kurz »vorher die Rede war«. Haller hat übrigens die Rhachitis voll- kommen überwunden und ist später zu einem stattlichen Mann herangewachsen ^). Zugegeben muss werden, dass (mässig) rhachitische Kinder nicht selten eine auffallende geistige Ent- wicklung und eine gewisse mit Altklugheit gepaarte Frühreife zeigen. Auch Ludwig XIV scheint rhachitisch gewesen zu sein, und beim ersten König von Preussen, Friedrich I, wird es wohl um Ähnliches sich gehandelt haben. Schädel und Skelett sind als die der Zerstörung am lang- samsten anheinifallenden Teile oft genug Gegenstand nachträg- licher Untersuchung gewesen. Selbst auf die Gefahr hin, mehr zu bringen, als manchem, der sich mit einzelnen Beispielen be- gnügen würde, nötig erscheint, habe ich die interessanteren Fälle in der chronologischen Reihenfolge der Ausgrabung aufgeführt. Der Fall Schillers hat viel Aufsehen erregt; er hat verschiedene Anthropologen, u. a. auch den Franzosen Broca beschäftigt (1864); H. Welcher freilich hat den Verehrern des grossen Dichters keinen sonderlichen Dienst erwiesen, als er vom streng wissenschaft- i) Giacomo Casatiova schreibt in seinen Memoires (»Erinnerungen« übersetzt von Heinr. Conrad, Bd. VI, München und Leipzig 1907 p. 347) »Herr von Haller war sechs Fuss hoch, breit im Verhältnis und von schönem -Angesicht. Er war körperlich und geistig eine Art Riese«.