Beitrag zur Klinik und Pathologie der Stirnhirntumoren ... / vorgelegt von Adolf Müller.

  • Müller, Adolf, 1878-
Date:
1905
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Beitrag zur Klinik und Pathologie der Stirnhirntumoren ... / vorgelegt von Adolf Müller. Source: Wellcome Collection.

    24/30 (page 22)
    zentration verloren, hatte schlechtes Gedächtnis und war zeit¬ weise wie betäubt. In der Unterhaltung schweifte sie ab und war auch nicht ganz zusammenhängend. Die Sektion zeigte einen cystischen Tumor, der links die vorderen zwei Drittel der ersten und zweiten Stirnwindung und die vordere Hälfte der dritten Stirnwindung zerstört hatte. Die korrespondierenden Teile der weissen Substanz waren ebenfalls ergriffen. Der Fuss der Stirn¬ windung war erweicht.“ Wenden wir uns nunmehr wieder dem Krankheitsverlaufe in unserem Falle zu. Die Krankheit des Patienten hatte ziemlich unvermittelt mit Schwindelanfällen eingesetzt, denen sich bald epileptiforme Anfälle mit Bewusstlosigkeit zugesellten. Diese An¬ fälle verliefen den grössten Teil der Krankheitsdauer ganz unter dem Bilde einer genuinen Epilepsie und liessen auch nicht im Geringsten an einen Hirntumor denken. Zuerst erfolgte ein Schrei, dann fiel Patient um, und es traten Zuckungen in Armen und Beinen auf. Vor dem Munde zeigte sich reichlich Schaum, das Gesicht war cyanotisch, die Atmung röchelnd. Noch etwa 10 Minuten nach dem Anfalle war Pat. verwirrt und unorientiert. Im Verlauf etwa eines halben Jahres traten ausgesprochene Symptome von Seiten des psychischen Verhaltens des Kranken hinzu. Er zeigte ein ganz verändertes Wesen. Er sprach mit Personen, die nicht zugegen waren, dann wieder war er ganz teilnahmlos, der Gesichtsausdruck war matt und schläfrig. Der Kranke musste sich lange besinnen, bis er etwas richtig auffasste. Das Gedächtnis war bedeutend schwächer geworden. Überhaupt war das Bild des psychischen Verhaltens ein sehr wechselndes. Nachdem Patient tagelang sich ganz teilnahmlos und apathisch gezeigt hatte, wurde er plötzlich aufgeregt, sprang aus dem Bette und zeigte ein ängstliches Wesen. Einige Male sah er sogar Männer auf sich zukommen, die ihn erschlagen wollten. Da sich beim Patienten nun allmählich Kopfschmerzen einstellten, die an Intensität immer Zunahmen, wurde eine Untersuchung des Augen¬ hintergrundes vorgenommen. Diese ergab links eine Hyperaemie und Schwellung des nasalen Teiles der Papille. An beiden Augen waren diQ Grenzen der Papillen verwaschen, Diese Tat-