Vorlesungen über Wirkung und Anwendung der unorganischen Arzneistoffe für Ärzte und Studierende / von Hugo Schulz.

Date:
1907
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Credit: Vorlesungen über Wirkung und Anwendung der unorganischen Arzneistoffe für Ärzte und Studierende / von Hugo Schulz. Source: Wellcome Collection.

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    stehende Gonorrhöe der Urethralsclileimhant soll unter Anwendung des Jods in den üblichen Dosen exacerbieren, der Ausfluß wieder stärker werden. Dann weiter haben wir zu nennen die verschiedenen chronischen EntzündungsVorgänge, wie sie sich in der quergestreiften Muskulatm^ unter dem Bilde des chronischen Muskelrheumatismus zeigen, ferner chronisch entzündliche Prozesse in den drüsigen Organen und im zentralen und peripheren Nervensystem. Wollen Sie wohl beachten, m. H., daß dies alles Leiden sind, bei denen es sich darum handelt, daß im Verlaufe der ursprünglichen Krankheit das Bindegewebe in den Organen und in ihrer Nachbarschaft angefangen hat, seine für chronische Affektionen überhaupt so typische Rolle zu spielen. Am prägnantesten zeigt sich dies Verhalten des Jods als eines Binde- gewebsmittels wohl bei der Lues. In dem Stadium dieser Krankheit, wo die Bindegewebs Veränderungen einsetzen, wo die periostalen Affektionen sich zeigen und die Gummata sich entwickeln, hilft aner- kanntermaßen das Quecksilber nicht mehr genügend, und wir sind ge- zwungen, zu den Jodpräparaten unsere Zuflucht zu nehmen. Daß und wie das Jod bei chronischer Metallkachexie wii'kt, sagte ich Ihnen schon. Die Erscheinung, daß Gefäßaneurysmen manchmal mit Erfolg durch Jod behandelt werden können, wie auch seine vorteilhafte An- wendung bei atheromatösen Prozessen, ist klinisch beobachtet, eine ausreichende Erklärung für das Warum besitzen wir nicht. Endlich seien noch hier angeführt die Krankheitsformen, die zustande kommen können, wenn die Schilddrüse aus irgend einer Ursache nicht normal funktioniert. Wir haben derselben bereits vorher Erwähnung getan. Ehe wir nunmehr dazu übergehen, nachzusehen, in welcher Weise andere therapeutische Schulen sich des Jodes bedienen, erscheint es zweckmäßig, zunächst über die Art und die Dosierung der gebräuch- lichen Jodpräparate noch einiges zu sagen. Das Jod als solches, etwa in Form der Jodtinktur, findet fast nur äußerliche Verwendung als örtliches Eeizmittel, bei dem allerdings, wie wir schon sahen, die Möglichkeit einer Resorption und dadurch bedingter innerer Wirkung nicht ausgeschlossen ist. Das Jodoform kommt heute nur noch für den Chirurgen in Betracht. Wir sehen es, ebenso wie die an seiner Stelle empfohlenen anderen organischen Jodpräparate, angewandt zur äußeren Wundbehandlung und dann, mit Hilfe von Glyzerin oder anderen Substanzen in passende Form gebracht, zur In- jektion bei örtlich begrenzten tuberkulösen Erkrankungen, insbesondere der Knochen und Gelenke. Es handelt sich dabei durchweg um folgenden Vorgang: In der Berührung mit dem lebenden Gewebe spaltet sich aus dem Jodoform unausgesetzt, wenn auch in der Zeiteinheit nur in geringer Menge, freies Jod ab. Dies wirkt als ein in seiner Eigenart typischer Reiz auf die Nachbarschaft ein und vermag im günstigen Falle das