Das Weib in der Natur- und Völkerkunde : anthropologische Studien / von H. Ploss.

  • Ploss Hermann Heinrich, 1819-1885.
Date:
1885
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Das Weib in der Natur- und Völkerkunde : anthropologische Studien / von H. Ploss. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    946/1104 (page 448)
    ist „Milchfrau, und bei den Papuas die Bedeutung hat, wie bei uns „Frau; wenn jedoch ihr Kind gleich nach der Geburt gestorben ist, so wird der Name der jungen Frau ebenfalls verändert, sie wird aber dann „Insos genannt. Bei solchem Namensfeste einer jungen Mutter wird diese hinter einer aufrecht stehenden Matte verborgen, um sie den Augen der Zuschauer zu entziehen. Die Frau darf nicht sprechen. Man reicht ihr Speise und Trank, und sollte sie ausserdem etwas wünschen, so klopft sie an ihre Matte und alsbald wird es ihr ge- reicht. Während sie isst und trinkt, wird auf der Tifa gekocht, und darnach erhält sie ihren Namen und wird aus ihrer Gefangenschaft befreit.*) — In Dar-Fur (Afrika) wird nach 8 Tagen das Ende des Wochenbettes mit einer Gasterei gefeiert (B. Hartmann). Eine besondere Aufmerksamkeit widmet die christliche Kirche dem Schluss edes Wochenbettes, wenn auch nicht durch voi'schrifts- gemässen Bitus, vielmehr durch althergebrachte Tradition, die sich vielleicht an heidnische Bräuche anknüpfte und diese etwa ersetzte. Das Aussegnen der Wöchnerin hat sehr ausgebreitete, im Volke hohe Bedeutung. In Ungarn wird das Wochenbett gewöhnlich am 12.—14. Tage durch Einsegnung der Frau in der Kirche beendigt; bei den Bu- thenen in Ungarn aber erst am 40. Tage. Die Frau darf sich bis dahin nicht ausser dem Hause sehen lassen; denn es heisst, dass die zu früh ausgegangene Frau der teuflischen Versuchung nicht entgehen könne. Ausser dem Vater darf sich dem Wochenbett kein Mann nähern; und wagt es dennoch Einer, so wird ihm der Hut genommen, welchen er dann mit Geld auslösen muss. Ist die Ungarin dann in der Kirche gesegnet worden, so beschliesst ein grosser Schmaus die Feierlichkeit.**) Das sogenannte „Aussegnen der Wöchnerin war in Deutsch- land mit vielen Missbräuchen verknüpft. Am Tage der Aussegnung gingen in Süddeutschland Gevatterin und Wöchnerin in das Wirths- haus.***) In mehreren Ortschaften Schwaben's wird noch jetzt gleich nach der Taufe im Hause der Wöchnerin eine Tauf- oder Kindbett- suppe, d. i. ein Schmaus, abgehalten, bei dem es ehemals sehr flott zugegangen sein mag, denn in den Bavensburger Statuten und Ord- nungen vom 14. Jahrh. wird verboten zu zechen: „und soll auch desselbigen Tages zu keinem Wein gehen. Der erste Aus- gang der Wöchnerin gilt in mehreren Orten Schwaben's der Kirche. Der Mann geht zunächst zum Pfarrer und fragt ihn, wann sein Weib zum Aussegnen kommen dürfe; hierbei bringt er demselben das „Aussegnbrot mit, ein rundes Halbbatzenbrod mit Ei bestrichen. *) van Hasselt, Zeitschr. f. Ethnol. 1879. S. 183. **) v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. II. S. 303. ***) Anton Birlinger, Sitten u. Rechtsbräuche. 2. Bd. Wiesbaden 1874. S. 236.