Das Weib in der Natur- und Völkerkunde : anthropologische Studien / von H. Ploss.

  • Ploss Hermann Heinrich, 1819-1885.
Date:
1885
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Credit: Das Weib in der Natur- und Völkerkunde : anthropologische Studien / von H. Ploss. Source: Wellcome Collection.

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    nach der Geburt, aber auch die Eeicheren bleiben nicht liegen, sondern halten sich nur einen Monat lang im Zimmer, weil sie „un- rein sind. In Japan hatte sich in den Volksgebrauch ganz allgemein der Wochenbettsstuhl eingeschlichen, auf welchem die Wöchnerin verharren musste. Derselbe besteht meist aus 5 Brettern, nämlich einem Brett, welches den Bücken stützt, zwei auf den Seiten, ein viertes auf der Vorderseite, das fünfte bildet den Boden; alle sind durch Binnen verschiebbar, so dass sie gewechselt werden können. Nachdem die Placenta entfernt ist, legt man eine Strohmatte auf den Stuhl, bedeckt diese mit einer Matratze (futon, eine Art Steppdecke), lässt dann die Frau aufstehen und nach dem Stuhle gehen, um sich darauf zu setzen. Hier verharrt die Wöchnerin 7 Tage in sitzender Stellung, und sie darf den Kopf nicht nach vorn neigen, also nicht schlafen. Kangawa, der angesehene Geburtshelfer in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, eifert in seinem Buche San-ron gegen diese Unsitte, deren Ursprung er nicht kennt, von der er jedoch glaubt, dass sie sich erst in verhältnissmässig neuer Zeit in Japan einge- bürgert hat; denn in älteren Büchern habe er die Notiz gefunden, dass die Frau gewöhnlich schon am 3. Tage nach der Geburt auf- stehe und umhergehe.*) Die Wöchnerin muss bei den A'inos, wie es früher und vielfach noch heute auch in Japan Sitte ist, die erste Woche nach der Ent- bindung in sitzender Stellung zubringen, „damit nicht das Blut aus dem Kopfe herabtritt und Schwindel und schwere Krankheiten hervor- ruft, und dann noch 14 Tage zur Schonung, nur leichte Arbeit ver- richtend, im Hause bleiben.**) Bei den alten Indern dauerte das eigentliche Liegen im Wochenbett 14 Tage, aber erst nach 6 Monaten Hess der Arzt die Frau aus den Augen (Susrutas Ayurvedas). Die Wöchnerin wird bei den Kirgisen des Gebietes Semi- palatinsk alsbald nach der Geburt auf ein Lager gebracht, auf welchem sie halbliegend, von Kissen umgeben, ruht; auf besonderen Wunsch wird es ihr auch gestattet, sich zu legen.***) Auf den canarischen Inseln verlassen die Wöchnerinnen der höheren Stände schon mit dem dritten Tage das Bett; bei Frauen auf dem Lande geschieht das schon früher.!) Das Wochenbett hält die Frau in Abyssinienff) auf einem *) Miyake, Mittheil, der deutschen Gesellsch. f. Natur- und Völkerk. Ostasien's. Yokohama 1876. X. S. 13. — Vgl. A. E. v. Siebold's Journ. f. Geburtsh. 1826. VI. 3. 687. — Petersb. med. Ztschr. 1862. III. 1. 2. **) Dr. Scbeube, Die Ai'nos. Yokohama 1882. (Separ. Abdruck, in Commission bei Lorenz in Leipzig.) S. 21. ***) Globus 1881. Bd. 39. S. 109. f) Mac-Gregor, Die canar. Inseln. Hannover 1831. S. 66. ff) Dr. H. Blanc, Gaz. hebdom. de med. 1874.