Das Weib in der Natur- und Völkerkunde : anthropologische Studien / von H. Ploss.

  • Ploss Hermann Heinrich, 1819-1885.
Date:
1885
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Credit: Das Weib in der Natur- und Völkerkunde : anthropologische Studien / von H. Ploss. Source: Wellcome Collection.

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    20 Hirten in schönen Sommernächten daraus aufsteigen sahen, zu ihrem irdischen Reiche die Insel Cypern gewählt habe, und dass die Götter bei ihrer Geburt sie ihr zum Antheil angewiesen haben. Astarte trat nun, wie in Babylon als Mylitta, hier als Venus auf. Zwanzig Tempel errichtete man ihr auf der Insel; zu Paphos und Amathus waren die berühmtesten, wo auch die Prostitution den höchsten Grad ihrer Aus- bildung erreichte; die Töchter Cyperns opferten zur Ehre der Göttin ihre Keuschheit. Sie spazierten Abends am Meeresufer und verkauften sich den Fremden, welche auf die Insel kamen. Justin erzählt, dass sie zu seiner Zeit allerdings noch diese Spaziergänge beibehalten hatten, allein das Geld, das sie einnahmen, zu einer Mitgift für ihre Männer sparten, anstatt es, wie noch zwei Jahrhunderte früher, auf den Altar der Göttin niederzulegen. Als „cyprische Göttin trug die Astarte auf dem Haupte, ähn- lich der Isis, Stier- und Kuhhörner, die sie als Mondgöttin an- kündigten. Es waren ihr die Granatäpfel geweiht als Sinnbild der Fruchtbarkeit; auch Fische waren ihr Symbol, ferner der Spinnrocken. Wenn sich nun mehrere dieser Symbole, namentlich der Spinn- rocken, sowie der Umstand, dass ihr die Tauben heilig waren, bei den Geburtsgottheiten anderer Völker wiederfinden, so entsteht die Frage, in wieweit hier eine Uebertragung stattfand. Das Tauben- opfer erinnert an die Reinigungsopfer der Juden, welche gleichfalls in Turteltauben dargebracht wurden. Der Spinnrocken dagegen er- innert an die Parzen, denen auch, wie der Aphrodite, weisse Turtel- tauben geopfert wurden. In ganz Kleinasien gab es Tempel mit jenem Cult, der die sinn- lichen und fleischlichen Gelüste ergötzte: zu Zela und Comana im Pontus, zu Corinth wie zu Susa und Ecbatana in Medien; auch bei den Parthern. Nirgends ging jedoch dieser Cult so tief in die Sitten ein, als in Lydien, und hier bedurfte es bald keines reli- giösen Vorwandes, noch der Gelegenheit eines religiösen Festes, um den Mädchen alle Rücksichtslosigkeit zu gestatten, damit sie sieh durch die Prostitution eine Mitgift verdienten. Die phrygische Mythe verehrte ein Weib, die Cybele, die verkörperte Erde, die von dem Phallusgotte, der Sonne, ihrem Manne, befruchtet wird; sie stellt zugleich mit dem Bilde des Phallus die Naturgöttin dar: ihre Priester (Galli) entmannten sich und legten weibliche Kleidung an; im Herbst und Frühjahr wurden sie in aus- schweifender Weise gefeiert. Man stellte sich vor, die Fruchtbarkeit sei dadurch vom Himmel auf die Erde gekommen, dass die Samen- gefässe des Sonnengottes auf die Erde fielen; daher die Entmannung der Priester. Die SabäerundJezdianen feierten in Tempeln aus weissem Marmor eine Venus ähnliche Gottheit, die Göttin der Zeugung, der