Ziele und Aufgaben der Rassenhygiene / [Alfred Ploetz].

Ploetz, Alfred J., 1860-1940.

Date:: [1910?]

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Credit: Ziele und Aufgaben der Rassenhygiene / [Alfred Ploetz]. Source: Wellcome Collection.

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daraus von selbst. Denen, die so denken, will ich gleich von vornherein ein Beispiel vorführen, das zeigt, daß die Hygiene des Individuums und die der Rasse miteinander in Widerspruch geraten können, so daß die Not¬ wendigkeit einer gesonderten Behandlung doch vorhanden ist. Wir schützen unsere Schwachen, wir pflegen die Kranken, wir erleichtern allen Menschen, so gut wir können, ihre Lage und suchen sie möglichst lange am Leben zu erhalten. Gegen diese allgemeine medizinisch-hygienisch-wirtschaftliche Besserstellung aller Individuen haben seit dem Aufschwünge der allgemeinen Biologie Spencer, Darwin, Galton, Weismann, Haeckel, Forel, Schallmayer und viele andere den Einwand erhoben, daß die vermehrte Bewahrung der Schwachen gleichzeitig eine vermehrte Weiter Vererbung ihrer Schwächen auf die nächsten Generationen bedeute, so daß das durchschnitt¬ liche Niveau der Rasse sinken müsse, während bisher die natürliche Aus¬ merzung schwächerer Individuen dieses Niveau auf seiner Höhe erhalten und überhaupt allen biologischen Fortschritt von Konstitution und Struktur erst ermöglicht habe. Wenn so vortreffliche Denker Zweifel an den schließlicben günstigen Folgen der allgemeinen Ausbreitung medizinischer und hygienischer Schutzmaßregeln äußern, können wir nicht nach kurzer Prüfung eine rasche Entscheidung auf Grund uns geläufiger Vorstellungen treffen, sondern müssen eine eingehende Prüfung des Widerspruchs und der damit zusammenhängen¬ den Probleme versuchen. „Wir wollen mit dem Begriff Hygiene beginnen. Der umfassendste Sinn, in dem man das Wort wissenschaftlich braucht, ist der einer Lehre von den optimalen Erhaltungsbedingungen des Lebens, handle es sich nun um menschliches oder tierisches, denn auch die Tierärzte haben bekanntlich einen hygienischen Teil in ihrer medizinischen Wissenschaft. Die Erhaltung eines lebenden Organismus hängt ab von zwei Faktoren, erstens von der Umgebung, in die er hineingestellt ist, und zweitens von den Mechanismen, über die er verfügt, um sich gegenüber den Einflüssen der Umgebung auf¬ recht zu erhalten, d. h. von seiner Konstitutionskraft. Die Hygiene nun hat sich in ihrer bisherigen Entwickelung hauptsächlich damit beschäftigt, die Einflüsse der Umgebung zu studieren und Mittel zu suchen, die schädlichen unter ihnen zu bekämpfen, seien es nun Schädlichkeiten der Nahrung, der Kleidung, der Wohnung, des Bodens, der Luft, der Beschäftigung oder der umgebenden Lebewelt, besonders der Mikroben. So ist denn das äußere Ansehen des heutigen hygienischen Betriebes hauptsächlich technisch und bakteriologisch und bietet infolge der hingebenden Arbeit zahlreicher tüchtiger Forscher und der Anwendbarkeit exakter Methoden ein glänzendes Bild dar. „Mit dem zweiten Faktor der Erhaltung, den Widerstandskräften des Organismus selbst, mit seiner Konstitution, hat sich die Hygiene erst in zweiter Linie befaßt, am ehesten erfuhr noch der Teil der Konstitution Be¬ rücksichtigung, der sich als Disposition oder Immunität gegen Infektions¬ krankheiten kundgab. Die Konstitution eines Individuums ist das Ergebnis seiner anerzeugten Anlagen und ihrer Veränderung durch die Außenwelt. Soweit diese Veränderung in Betracht kam, ist sie mannigfach Gegenstand hygienischer Forschung gewesen, aber erst in neuester Zeit ist der Ursprung, die Rolle und das Schicksal der anerzeugten Anlagen in langsam steigendem Maße in unsere Forschung einbezogen worden. Das geschah unter dem