Die Krankheiten der Nase, ihrer Nebenhöhlen und des Rachens : mit Einschluss der Rhinoskopie und der localtherapeutischen Technik : für Studirende und Ärzte / von L. Rethi.

  • Réthi, L. (Leopold), 1857-1924.
Date:
1892
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Krankheiten der Nase, ihrer Nebenhöhlen und des Rachens : mit Einschluss der Rhinoskopie und der localtherapeutischen Technik : für Studirende und Ärzte / von L. Rethi. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    357/372 (page 341)
    die sich von der Peripherie auf das Centrum fortleitet und dann die centrale graue Substanz befällt — Greves'). Aetiologie. Wie bei anderen Neurosen unterscheidet man auch hier centrale und periphere Ursachen; von den ersteren kommen in Betracht Hirnblutungen, Erweichungen, sklerotische Processe, Druck und Zerstörung durch Neubildungen, Syphilome, Abscesse, Verletzungen, ferner progressive Bulbärparalyse, progressive Muskelatrophie, Tetanus, Paralysis agitans, Bleilähmung und namentlich Hysterie, Neurasthenie und Hypochondrie; zu den peripheren Ursachen gehören insbesondere Neubildungen, welche auf die Nervenstämme in ihrem Verlaufe einen Druck ausüben, ferner Verletzungen, Diphtherie und einfache Angina, und schliesslich wird eine Reihe von Rachenneurosen durch Veränderungen reflectorisch ausgelöst, die an einer entfernten Stelle, namentlich in der Nase, ihren Sitz haben. Bei der Anästhesie kommen in ätiologischer Beziehung nebst centralen Ursachen und namentlich auch der Bulbärparalyse, insbesondere Diphtherie in Betracht; sie wird ferner erzeugt durch die Einwirkung von Cocain, Menthol, Bromkali, Morphium und Chloralhydrat und tritt auch in epi- leptischen Anfällen und während der Agonie auf. Die Hyperästhesie gesellt sich häufig insbesondere zu Pharyngitiden und tritt mit Vorliebe bei Ge- wohnheitstrinkern und starken Rauchern auf; diese Neurose befällt zwar oft Personen, die nervös veranlagt sind, trotzdem erkranken aber Frauen nicht viel häufiger als Männer. Die Parästhesie tritt infolge von centralen Functionsstörungen und namentlich auch infolge von anatomischen Verände- rungen der Rachenschleimhaut auf, insbesondere wenn eine Pharyngitis sicca und granulosa, vergrösserte Zungenbalgdrüsen und Verletzungen durch Fremd- körper vorhanden sind, und nicht selten ist sie ein Vorläufer der Lungentuber- culose, indem sie zu einer Zeit auftritt, wenn in den Lungen noch keine nachweisbaren Veränderungen vorhanden sind und auch an der Rachen- schleimhaut ausser einer oft auffallenden Anämie nichts zu sehen ist; wahrscheinlich beruht die Parästhesie auch in diesen Fällen auf vasomo- torischen Störungen. Auch diese Neurose, die am häufigsten zwischen dem 30. und 40. Lebensjahre, selten im jugendlichen Alter auftritt und sich mit Vorliebe beim Eintritte der wärmeren Jahreszeit einstellt, befällt das weibliche Geschlecht nicht häufiger als das männliche. Krämpfe werden ebenfalls entweder durch centi-ale Ursachen, nament- lich durch Tetanus, Tetanie und Hydrophobie bedingt, wobei insbesondere auch ') Greves. Clinical and pathological observations on some cases of diphtheria and postdiphtheritic paralyses. Liverp. med chir. Journ. 1887.