Die Halbgelenke des menschlichen Körpers : eine Monographie / von Hubert Luschka.

  • Luschka, Hubert von, 1820-1875.
Date:
1858
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Credit: Die Halbgelenke des menschlichen Körpers : eine Monographie / von Hubert Luschka. Source: Wellcome Collection.

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    Fasergewebes, welches als eine Art von Kapsel die Gelenkshöhle umschliefst. Wir können also auch auf der Grundlage der Entwickelungsgeschichte die so begrenzten hohlen Knochen- verbindungeu „Halbgelenke” heifsen, um mit dieser Benennung ihre, gewissermaafsen auf halbem Wege stehen gebliebene Bildungsstufe zu bezeichnen. Schliefslich müssen wir daran erinnern, dafs Gelenksverbindungen während des Fötal- lebens bisweilen an Stellen entstehen, an welchen ihr Vorkommen der gesetzmäfsigen Bildung des Körpers fremd ist. Manche derselben lassen sich auf normale Typen zurückführen, wie der articulirende Querfortsatz des siebenten Hals- und des ersten Lendenwirbels, die Gelenks- verbindung des Knorpels der ersten Rippe mit dem Brustbeine; andere aber kann man nur schwer oder gar nicht mit den Gesetzen der Gestaltung des menschlichen Körpers in Ein- klang bringen. Ich kann es mir nicht versagen diese Gelegenheit zu benützen, einige zu meiner eigenen Wahrnehmung gelangten Beispiele hier näher anzuführen. Eine sehr merkwürdige Articulatio costo-clavicularis habe ich links bei einem 19jährigen Manne beobachtet. An der unteren Seite des Schlüsselbeines, 3 Centim. von dessen Sternal- ende entfernt, machte sich ein 7 Millim. langer Knochenauswuchs bemerklich, welcher die Form eines kurzen, aber breit gestielten Knopfes dargeboten hat. Die Convexität des rund- lichen, 1 Centim. breiten Knopfes war von einer aus faserknorpeligem Gewebe bestehenden Masse überzogen, die eine Mächtigkeit von 3 Millim. und eine ziemlich glatte, schwach con- vexe Oberfläche zeigte. Eine ihr entsprechende Gelenksdelle fand sich an der Grenze zwi- schen Knorpel und Knochen der bezüglichen ersten Rippe so, dafs sie zu einer Hälfte vom Knorpel, zur anderen vom Knochen gebildet, aber von einer faserknorpeligen Masse ausge- kleidet wurde. Nach innen von ihr fand die Insertion des Lig. costo-claviculare, nach aufsen der Ansatz des Muse, scalenus anticus statt. Die an Gefäfsen reiche Gelenkskapsel besafs ein Epithelium und zahlreiche, zum Theil gefäfshaltige, zum Theil gefäfslose nebst synovialer Flüssi^eit die Gelenkshöhle erfüllende zottenförmige Auswüchse. Ein mit dieser Beobachtung übereinstimmendes Präparat habe ich im Musee Dupuytren zu Paris vorgefunden. Im umgekehrten Verhältnisse hat W. Gruber^) diese Formation bei einem weiblichen Individuum gesehen. Linkerseits erhob sich von der Verbindung der ersten Rippe mit ihrem Knorpel ein abgerundeter und überknorpelter Gelenkshöcker. Diesem entsprechend befand sich an der Clavicula eine seichte, überknorpelte Gelenksgrube, welche auf einer 2' hohen Erhabenheit safs. Die Gelenksflächen waren von einer starken Kapsel- membran umgeben. Nicht ohne Interesse erschien mir eine Gelenksformation, welche ich am schiffförmigen Beine der Fufswurzel eines 17jährigen Jünglings auf beiden Seiten in einer ganz überein- stimmenden Weise angetroffen habe. Die Tuberositas ossis navicularis war nämlich ein selbst- ständiger länglich-runder Knochen vom Umfange einer gröfseren Haselnufs. Mittelst einer planen überknorpelten Fläche safs das Beinchen auf einer eben solchen Fläche nach innen von der unteren Seite des Kahnbeines, welches im Uebrigen ganz normal geformt und nament- lich mit keinem weiteren Höcker versehen war. Beide Gelenksflächen wurden durch eine 1) Neue Anomalieen. Berlin 1849. S. 5.