Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell.

Date:
1883-1884
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell. Source: Wellcome Collection.

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    latur und das Fettgewebe in gleichem Maasse. Namentlich stark tritt sie oft an den Weicktkeilen des Thorax hervor. Die Ursache der Ab- magerung liegt zum Theil in der geringen Nahrungsaufnahme der meist appetitlosen Phthisiker. Vor allem aber ist wohl die Abmagerung auf das anhaltende Fieber und den dabei vermehrten Stoffzerfall im Körper zu beziehen. Indessen kann zuweilen auch schon im Beginn der Er- krankung ohne Fieber eine ziemliche hochgradige Abmagerung sich einstellen, welche wir auf das „Allgemeinleiden“ zu beziehen gewohnt sind, deren eigentliche Ursache uns aber nicht bekannt ist. Unter gün- stigen äusseren Bedingungen können Phthisiker, namentlich während fieberfreier Perioden, wieder ziemlich beträchtlich an Körpergewicht zu- nehmen. In sehr chronischen, von vorn herein ohne Fieber verlaufenden Fällen kann der Ernährungszustand der Kranken lange Zeit ziemlich gut bleiben. — Gegen Ende der Krankheit nimmt die Abmagerung die höchsten Grade an und viele Phthisiker sterben im wahren Sinne des Wortes „bis aufs Skelett abgemagert“. Anämie. Hautfärbung. In den meisten Fällen bildet sich im Ver- laufe der Krankheit eine an der blassen, fahlen Farbe der Haut und der sichtbaren Schleimhäute erkennbare Anämie aus. Nur selten erreicht die Anämie aber jenen Grad eigenthümlicher wachsartiger Blässe, wie er bei den idiopathischen perniciösen Anämien vorkommt. Die Anämie ist auch die Ursache, warum trotz der bestehenden Respirationsstörungen die Phthisiker gewöhnlich nicht cyanotisch aussehen. Bei den mehr chronischen Formen, bei welchen der allgemeine Ernährungszustand weniger leidet, sieht man nicht selten eine cyanotische Färbung der Wangen und Lippen. Zuweilen nimmt die Haut der Phthisiker ein schmutzig-dunkel pigmentirtes Colorit an. — Die umschriebene „hek- tische Röthung der Wangen“, besonders zur Zeit bestehenden Fiebers, ist schon oben einmal erwähnt worden. Allgemeine Schwäche. Nachtschweisse. Nervöse Störungen. Dass die allgemeine Emaciation und Anämie der Kranken von einer beträcht- lichen Abnahme ihrer Leistungsfähigkeit begleitet ist, bedarf kaum einer besonderen Erwähnung. Die Kranken werden schliesslich so kraftlos, dass sie sich kaum allein im Bett zu bewegen vermögen. Die Neigung sehr vieler Phthisiker zu starken nächtlichen Schweissen, welche gewöhnlich als „Schwächesymptom“ bezeichnet wird, ist nicht ganz aufgeklärt. Zum Theil mag sie mit dem Abfall der abendlichen Fiebertemperatur zu der Morgenremission Zusammenhängen, vielleicht hängt sie auch von der durch die Respirationsstörung bedingten stär- keren Kohlensäureanhäufung im Blute ab.