Ueber einige senile Veränderungen des menschlichen Körpers und ihre Beziehungen zur Schrumpfniere und Herzhypertrophie : Antrittsvorlesung gehalten an der K. Russ. Universität Dorpat am 2. Februar/21. January 1884 / von Richard Thoma.

  • Thoma, Richard, 1847-1923.
Date:
1884
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber einige senile Veränderungen des menschlichen Körpers und ihre Beziehungen zur Schrumpfniere und Herzhypertrophie : Antrittsvorlesung gehalten an der K. Russ. Universität Dorpat am 2. Februar/21. January 1884 / von Richard Thoma. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    17/28 (page 17)
    genöthigt, eine vermehrte Durchlässigkeit der Capillarwand zu der Erklärung jener Erscheinungen in Anspruch zu nehmen. Meine Untersuchungen führen zu dem gleichen Ergebnisse, wenigstens innerhalb der noch engen Grenzen meiner gegenwärtigen Ver- suche. Diese zeigen aber zugleich, welche Rückwirkung eine solche Veränderung der Capillarwand auf die allgemeinen Kreis- laufsverhältnisse ausübt. Die Vermehrung der Durchläs- sigkeit der Capillarwand erhöht die Widerstände für den Blutstrom. Die Erfahrungen, welche man bei anderen Circulationsstö- rungen gewonnen hat, legen die Vermuthung nahe, dass die ver- mehrte Durchlässigkeit der Gefässwände aus dem Grunde die Stromwiderstände für das Blut erhöhe, weil die stärkere Trans- sudaten von Blutplasma in unregelmässiger Weise die Stromfä- den verwirft, welche die Flüssigkeitsmoleküle ziehen. Die Strom- fäden gerathen in Unordnung; die innere Reibung der strömen- den Flüssigkeit wird erheblich vermehrt und dadurch ihre Fort- bewegung behindert10). Für die Verhältnisse am Lebenden kommt dabei noch in Betracht, dass die stärkere Transsudaten eine Ver- armung des Blutes an Blutplasma herbeiführt und somit die Be- weglichkeit der Suspensionsflüssigkeit, welche wir Blut nennen, erheblich vermindert. Notwendiger Weise üben diese Störungen, wenn sie sich wie gewöhnlich über grössere Gebiete erstrecken, eine nicht zu unterschätzende Rückwirkung auf die Arbeitsleistung des Herzens. Diese muss sich erheblich steigern, wenn sie die Blutströmung in normaler Weise unterhalten soll. Wir finden demnach, dass die senile Veränderung der Capillarbahn genau ebenso auf das Herz zurückwirkt, wie die Erkrankung der Ar- terienwand. Sie ruft entweder eine Hypertrophie des Herzmus- kels oder aber eine Ueberanstrengung desselben mit allen ihren schlimmen Folgen hervor. Auch diese Form der Herzhypertro- phie kommt sehr wesentlich mit in Betracht zur Erklärung der bis in das Greisenalter reichenden Wachsthumszunahme des durch- schnittlichen Herzgewichtes. Es lässt sich vorläufig nicht bezweifeln, dass die verstärkte Arbeitsleistung des Herzens vielfach eine volle Corapensation der Störung erzielt. Aber man wird im Auge behalten müssen, dass Thoma, Antrittsvorlesung. 2