Klinische Wahrnehmungen und Beobachtungen : gesammelt in dem Königlichen poliklinischen Institute der Universität / von Eduard Henoch ; und herausgegeben von Moritz Heinrich Romberg.

  • Henoch, Eduard Heinrich, 1820-1900.
Date:
1851
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Credit: Klinische Wahrnehmungen und Beobachtungen : gesammelt in dem Königlichen poliklinischen Institute der Universität / von Eduard Henoch ; und herausgegeben von Moritz Heinrich Romberg. Source: Wellcome Collection.

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    Schwellung der Papillen verband, eingetreten und nach einer vier- tägigen Dauer spontan wieder verschvi^unden war. Bei dem Man- gel jeder Causalindication war es daher schwer, eine rationelle Heilmethode aufzufinden. Innere Mittel blieben in der That ohne Erfolg, während in mehreren Fällen, z. B. in dem folgenden, der äussere Gebrauch des Argent. nitricum hülfreich war: •— Eine 44jährige Frau, welche vor acht Jahren an starken Hä- morrhoidalblutungen gelitten hatte, klagte seit mehreren Wochen über ein schmerzhaftes Brennen im vordem Drittheil der Zunge, welches in Anfällen mit unbestimmten Intervallen, gewöhnlich mehrere Mal am Tage eintrat und durch jede Berührung der Zunge, z, B. durch das Essen oder Sprechen erheblich gesteigert wurde. Bei der Untersuchung während des Intervalls gab sich in dem schmerzhaften Theile der Zunge eine Unempfindlichkeit gegen Nadelstiche kund, während weiter hinten die normale Sen- sibihtät vorhanden war. Ausserdem klagte die Kranke über eine Abnahme des feinen Geschmacks, welche es ihr unmöglich machte Saures vom Salzigen zu unterscheiden. Liess übrigens das Bren- nen in der Zunge nach, so traten gewöhnlich schmerzhafte Em- pfindimgen in anderen Körpertheilen, zumal in der Sacralgegend, und Beklemmung ein. Dieses Aiterniren, verbunden mit einem hohen Grade körperlicher und psychischer Abspannung, Hang zum Weinen, Globus und häufigem starkem Drang zum Urinlaesen liess die hysterische Grundlage des Leidens nicht verkennen. Die Abnahme des Gefühls in der schmerzhaften Partie war um so weniger aufiallend, als diese Erscheinung auch bei anderen Neu- ralgieen (Tic douloureux, Ischias) während der Intervalle beob- achtet wird. Aus dieser Anaesthesie erklärte sich auch die Un- möglichkeit, saure und scharfe Speisen von einander zu unterschei- den, indem durch solche bekanntlich der Gefühlsnerv (Lingualis) ungleich mehr betroffen wird, als der eigentliche Geschmacksnerv (Glosaopharyngeus). — Die inneren Mittel, Argentum nitri- cum mit Extr. aloes, später Ferrum carbonicum in steigender Dosis blieben ohne Erfolg, die Solut. arsen. Fowl. wurde nicht vertragen und musste wegen eines danach eingetretenen heftigen Schwindels bald ausgesetzt werden. Es wurde daher beschlossen, die ganze schmerzhafte Partie der Zunge mit Lapis infernalis zu cauteriäiren, und der Erfolg war in der That überraschend; denn