Ueber functionelle Störungen des menschlichen Auges im Allgemeinen sowie speciell nach Schuluntersuchungen in den Cantonen Bern, Solothurn und Neuenburg nebst Angabe der Hülfsmittel dagegen / von Emil Emmert.

  • Emmert, Emil.
Date:
1876
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Credit: Ueber functionelle Störungen des menschlichen Auges im Allgemeinen sowie speciell nach Schuluntersuchungen in den Cantonen Bern, Solothurn und Neuenburg nebst Angabe der Hülfsmittel dagegen / von Emil Emmert. Source: Wellcome Collection.

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    das Auge die gewaltigsten Veränderungen eingeht, welche zugleich bestimmend für das ganze Leben sind. Nirgends sonst findet sich solches Untersiichungsmaterial. Hier können Avir das Auge verfolgen von seinem Anfang an, von seinem Urzustand, wenn wir so sagen dürften, wo es schäd- lichen Einflüssen noch nicht oder nur wenig ausgesetzt war und können es verfolgen durch eine Reihe von Jahren, wenn auch nicht an den gleichen, so doch an andern Individuen bis zu einem Alter, von welchem wir wissen, dass es nicht selten der Grenzstein ist für die Weiterentwicklung des Auges im guten sowohl wie im schlechten Sinne. Wenn wir nun finden und wir haben es gefunden (vgl. die fol- genden Tabellen), dass in den jüngsten Lebensjahren kein Auge kui-zsichtig ist und es in den untersten Classen ebenfalls keim oder nur sehr loenige und dann nur in geringem Grade Kurzsich- tige gibt, dass aber in den obersten und letzten Schulclassen bis über 70 7o Kurzsichtige und im 20sten Lebensjahre selbst bis zu 100 7o Kurzsichtige mit den höchsten Graden gefunden werden, dann Avird sich uns nothwendiger Weise die Frage aufdrängen : Wie ist eine solche Umwandlung des Auges im Zeitraum von nur 12—15 Jahren möglich? Ist es denn die Natur, welche solche Verände- rungen des menschlichen Auges vorschreibt und wesshalb werden dann nicht Alle kurzsichtig? Oder sind es vielleicht äussere un- günstige Verhältnisse, welche einer krankhaften Verlängerung des Augapfels Vorschub leisten? Oder haben die Betroffenen die Kurz- sichtigkeit vielleicht geerbt von Vater oder Mutter oder beiden zu- sammen oder von einem der beiden Grossältern oder beiden zu- sammen? Wesshalb sind diese Kinder dann nicht schon Anfanffs von Geburt an kurzsichtig ? ' Wir verschweigen absichtlich keine Frage, welche gestellt und keinen Einwurf, welcher gemacht werden könnte, um dem Vor- wurf zu entgehen, wir hätten nui* diejenigen Fragen vorgelebt welche wir zu beantworten im Stande seien. ' _ Alle Fragen haben ihre Berechtigung und es ist sehr zweck- massig, wenn das grössere Publikum erfährt, dass wir manche Fra- gen zu beantworten im Stande sind, dass aber verschiedene noch unbeantwortet vor uns liegen, welche sehr schwierig zu lösen sind und zu deren Lösung gerade das Publikum mithelfen muss wie auch zur Ausführung gewisser Forderungen, welche wir an Schul-