Hygiene der chemischen Grossindustrie / bearbeitet von F. Goldschmidt [and others].

Date:: 1896

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Credit: Hygiene der chemischen Grossindustrie / bearbeitet von F. Goldschmidt [and others]. Source: Wellcome Collection.

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auch der von Hirt^ erwähnte, von Hermann beobachtete Ver- giftungsfall eines 42-jährigen Arbeiters, welcher beim Umfüllen einen mit Salpetersäure gefüllten Ballon zerbrach. Infolge des Einatmens der Säuredämpfe stellte sich bald heftiger Husten und Atemnot ein, es entwickelte sich rasch Cyanose und bald darauf trat im Zustande völliger Prostration der Tod ein. Hieran schließen sich noch die Vergiftungsfälle, die beim Reinigen der Bleikammern bei der Schwefelsäurefabrikation ^ und der Bassins in denen Nitrososchwefelsäure aufbewahrt wird, beobachtet worden sind. Die Dämpfe der salpetrigen und Untersalpeter-Säure und des Stickstoffoxydes wirken nicht, wie Hirt glaubt, nach Art der irrespi- rablen Gase, sondern wie schon Eulenberg'^ und Gamgee®, sowie Hermann® und in neuerer Zeit Belky^® feststellten, auf das Blut. Nach letzterem Autor wird eingeatmetes Stickstoffoxyd auf Kosten des Sauerstoffes des Oxyhämoglobins des Blutes oxydiert. Die entstehende Untersalpetersäure wird durch das Blut gebunden; es ist jedoch bei dem raschen Verlaufe der Agonie nicht wahrscheinlich, daß die Säure sich in solcher Menge ansammeln könnte, um ein jähes letales Ende zu verursachen. Sind die Dämpfe der salpetrigen und der Untersalpetersäure sehr stark mit Luft verdünnt, so treten die lokalen Wirkungen, die Reizung der Luftwege, in den Vordergrund; dieselben bestehen in heftigem Brennen auf der Nasenschleimhaut, einem zusammenschnürenden, erstickungs- artigen Gefühl in der Kehle, Husten, Atemnot und sonstigen Erstickungs- symptomen ; es treten aber auch Allgemeinerscheinungen auf, Störungen, die das Nervensystem oder die Verdauungsorgane betreffen. Vom hygienischen Standpunkte aus muß gefordert werden, daß die Dämpfe von Stickstoffoxyd, Salpetersäure und Unter- salpetersäure auch da, wo sie nur in geringer Menge auftreten, soweit als möglich beseitigt werden, oder daß durch gute Ventilation und raschen Luftwechsel eine möglichst weitgehende Verdünnung dieser Dünste gesichert wird. Zum Abfüllen der Säure und Transportieren der gefüllten Ballons müssen die bei der Schwefelsäurefabrikation beschriebenen Apparate und Vorsichtsmaßregeln angewandt werden (S. 651). Bei Verbrennungen mit konzentrierter Salpetersäure empfiehlt Irviny^^ eine verdünnte Lösung von schwefliger Säure als ausgezeichnetes Mittel. Da die konzentrierte Salpetersäure mit Stroh, Holzwolle u. a. in Berührung gebracht, Entzündungen und Brände veranlassen kann, so empfiehlt Schützenberger^^, die Flaschen nicht ganz zu füllen, die Kiste und das Stroh, welches zur Verpackung dient, mit einer kalt gesättigten Lösung von Glaubersalz oder Zinkvitriol zu durch tränken. Bei Verwendung von Seegras zum Verpacken soll dieses Durchfeuchten überflüssig sein. la) Lunge, Zeitschr. f. angew. Chem. (1889) 385. 15) Gattmann, daselbst (1890) 507, 700; daselbst (1891) 238. 2) Hirt, Uandb. d. Hyg. u. GewerbeTcrankh. 21, Leipzig 1882, 3) Pharmah. Centralbl. (1884) 439. 4) Amtl. Jahresber. der mit der Beaufsichtigung von Fabriken betrauten Beamten 174. 5) Daselbst (1879) 27. 6) Daselbst (1883) 172. 7) Eulenberg, Gewerbehyg. (1876) 243. 34