Die Schmerzverhütung in der Chirurgie / von O. Witzel, F. Wenzel, P. Hackenbruch.

  • Witzel, Oscar, 1856-1925.
Date:
1906
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Credit: Die Schmerzverhütung in der Chirurgie / von O. Witzel, F. Wenzel, P. Hackenbruch. Source: Wellcome Collection.

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    holt vor ihrer Anwendung ausgespritzt wurde, ist es dennoch möglich, dass etwas Soda zurückgeblieben war, welches chemisch zersetzend auf das Stovain gewirkt hat. Es ergibt sich hieraus, die zur Lumbalanalgesie zu verwendenden Instrumente nur in physiologischer Kochsalzlösung zu sterilisieren. Möglich ist es ferner auch, dass in dem einen oder anderen dieser Fälle zu wenig Stovain eingespritzt wurde, wie dies mit Sicherheit der vorher schon erwähnte Fall von Bruchoperation beweist, wo erst völlige Analgesie eintrat, nachdem eine nochmalige Einspritzung von 0,03 gr vorgenommen worden war. Es will somit scheinen, als ob bei manchen Menschen die Spinalnerven zu ihrer Leitungs- unterbrechung eines grösseren Quantums Stovains bedürfen, als es der Durchschnitt erfordert.1) Nach den auf dem letzten Chirurgenkongress (1905) verlauteten Mitteilungen war es in einzelnen Fällen einerseits nicht möglich, die Lumbalpunktion auszuführen, andererseits trat trotz wohlge- lungener Injektion dauernd keine genügende Analgesie ein, um die beabsichtigte Operation auszuführen. Wenn es auch möglich ist, dass sich, wie Bier selbst sagte, dieser grosse Fehler des Verfahrens durch eine sorgfältige Technik fast vollständig ver- meiden lässt, so wird es für den einzelnen Fall doch rätlich er- scheinen, die vorherigen Massnahmen so zu treffen, dass im Falle des Misslingens der Rückenmarks-Analgesie die allgemeine Nar- kose angewendet werden kann, falls die Operation eine dringliche ist und ein Verschieben auf den nächsten Tag nicht zulässt. Allgemein anerkannt aber ist der grosse Vorteil, welchen die Rückenmarks-Analgesie gerade für schwache und elende Kranke und für solche hohen Lebensalters bietet, was auch nach unseren Erfahrungen zutrifft. Unter der Voraussetzung einer sicheren Aseptik können wir die Rückenmarks-Analgesie den Kranken zur Wahl stellen neben der Allgemeinbetäubung bei allen operativen Eingriffen an den unteren Extremitäten bis zur Unterbauchgegend mit Einschluss der Mastdarmoperationen, der Eingriffe bei Brüchen, der Operationen an den Geschlechtsorganen und der Blase, wenn dieselben unter direkter Infiltration oder durch die Umspritzungsmethode sich vor- 1) Eine genauere und ausführlichere Mitteilung über unsere mit der Rückenmarks-Analgesie Bier’s gemachten Erfahrungen soll au anderer Stelle von meinem I. Assistenten erfolgen.