Eine neue Methode zur Bestimmung der Schädelform von Menschen und Säugethieren / von Ch. Aeby.

  • Aeby Chr. (Christoph), 1835-1885.
Date:
1862
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Credit: Eine neue Methode zur Bestimmung der Schädelform von Menschen und Säugethieren / von Ch. Aeby. Source: Wellcome Collection.

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    I. EINLEITUNG. Die jetzige Richtung der Naturwissenschaft scheint der Morphologie im Allgemeinen nicht besonders hold zu sein. Aber wenn es wahr ist, dass in der Natur nichts bedeutungslos, dass vielmehr die Dinge, wie sie äusserlich uns entgegentreten, stets bedeutsam an einen tiefem Gedanken sich anschliessen, ja dass sie eigentlich nur als die Verkörperung einer allgemeinen Schöpfungsidee aufzufassen sind, so ist es für den denkenden Forscher eine der anziehendsten Aufgaben, in den wechselnden Formen dem unabänderlichen Gesetze nachzuspüren. Je tiefer er in der Erkenntniss des Einzelnen eindringt, je weiter der wissenschaftliche Horizont vor ihm sich aufthut, um so mehr fühlt er das Bedürfniss, auch die innern Beziehungen zu erfassen, um so mehr erkennt er, dass nur das allgemeine Gesetz ihn vor der Gefahr bewahren kann, ob dem Einzelnen die Einheit zu verlieren. Nirgends ist vielleicht mehr nach einem allgemeinen Grundgedanken gesucht worden, als in dem so vielfach verschlungenen Labyrinthe der Schädelformen, wie sie durch die ganze Wirbel- thierreihe hindurch uns entgegentreten. Reine Speculation und exacte Forschung haben einander in die Hände gearbeitet, beide geführt von dem ihnen mehr oder weniger klar vorschwe- benden Bewusstsein, dass Form und Idee einander aufs Genaueste entsprechen. Wo sollte dies auch schöner zur Erscheinung kommen als dort, wo das Wesen eines jeden Geschöpfes am höchsten sich gipfelt, dort, wo von Stufe zu Stufe die herrliche Bliithe menschlichen Geistes sich entwickelt? Das Studium des menschlichen Schädels war daher immer das Endziel jeder der- artigen Forschung und wird es auch bleiben; aber darin ist vielfach gefehlt worden, dass man ihm zu einseitig alle Aufmerksamkeit zuwandte, dass man vergass, wie der Mensch, so hoch und erhaben er auch durch seinen Geist dastehen mag, dennoch durch seine materielle Seite in und auf der ganzen Schöpfung wurzelt, und wie er nur dann richtig aufgefasst und verstan- den werden kann, wenn man ihn in Verbindung mit der gesammten organischen Welt als Glied einer grossen fortlaufenden Kette auffasst. Sie findet in ihm ihren Gipfelpunkt, er in ihr eine po- sitive feste Unterlage. Dort ist das Ende, hier der Anfang. Nur der wird den Sinn des Ganzen erfassen, der beides zu beachten weiss. Man ist auf einen weitern Abweg dadurch gerathen, dass man die Morphologie des Schä- dels, so viel Interessantes sie auch schon an und für sich dem objectiven Beobachter zu bieten