Praktisches Handbuch über die Krankheiten des weiblichen Geschlechts / von Samuel Ashwell.

  • Ashwell, Samuel, 1798-1857.
Date:
1854
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Credit: Praktisches Handbuch über die Krankheiten des weiblichen Geschlechts / von Samuel Ashwell. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

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    Ich gehe jetzt weiter zu dem über, was mich meine Erfahrung für thatsächUch halten lässt, dass durch sehr lange fortgesetztes übermässiges Stillen, wenngleich selten, organische Veränderungen im Gehirn, den Lun- gen und der Gebärmutter hervorgerufen werden können. Schon erwähnt wurde, dass Eopfschmerzen häufig bei übermässigem Stillen auftreten, und es kann der Arzt die bei ihrer Dauer drohende Ge- fahr nicht genug berücksichtigen. So lange sie allgemein, nicht sehr heftig und vorübergehend sind, so lange sie nicht periodisch und nach bedeuten- den Vorläufern wiederkehren,, kann man sie für verhältnissmässig ungefähr- lich halten. Machen sie sich aber durch das anhaltende Missbehagen, wel- ches sie verursachen, oder durch ihre Stärke und Heftigkeit furchtbar, er- greifen sie nur eine Kopfhälfte und bleiben sie auf dieselbe beschränkt, geht ihren heftigeren Anfällen Frost voraus und hört der Schmerz niemals ganz auf, sind namentlich partielle Paralyse, geistige Sonderbarkeiten oder Vergesslichkeit, die an Geistesschwäche grenzt, oder irgend eine andere ab- norme Erscheinung vorhanden, die Störungen der Nerventhätigkeit anzeigt, wie z. B. eine ungewöhnliche Affection des Auges, wie Doppeltsehen oder Amblyopie, oder des Gehörs, wie erschwertes oder sehr scharfes und em- pfindhches Gehör, oder ist das Schlingen erschwert, dann ist Gefahr vor- handen und kann man Erweichung oder eine andere Structurveränderung des Gehirnes fürchten. Ist das Kind dann noch.nicht entwöhnt, so muss jetzt darauf bestanden werden. Weiter können auch die Lungen organischen Veränderungen unter- liegen , oder es kann, um genauer zu sprechen, sich eine bisher latente Anlage zu Phthisis entwickeln; bis dahin unthätige und wirkungslose Tu- berkeln können erweichen und es können alle Erscheinungen der Auszeh- rung eintreten. Ein leichtes zeitweises Husten braucht keine Befürchtungen zu erregen, ist aber ein habituelles kurzes Hüsteln vorhanden, ist das Ath- men beschleunigt und leicht gestört, ist ein festsitzender Schmerz in der Seite oder an irgend einer Stelle der Brust wahrnehmbar, nimmt dabei die Kranke fortwährend ab, sind verdächtige Sputa, Morgenschweisse und ein fortwährend beschleunigter Puls vorhanden, so kann man mit Sicherheit an- nehmen, dass, wenn Unheil noch nicht geschehen ist, es doch nahe be- vorsteht. Auch wird das Stethoskop dann wohl stets wichtige Structurver- änderungen entdecken lassen. Endlich kann auch die Gebärmutter in Folge übermässigen Stillens organischen Veränderungen unterliegen. Die Pathologie dieser Structurveränderungen braucht uns nicht lange aufzuhalten. Was die Lungen anbelangt, so ist es unzweifelhaft, dass un- gehöriges Stillen die Entwickelung der Phthisis begünstigt und dass, wenn bei dazu disponirten Frauen die Milchabsonderung nicht überhaupt sehr bald aufhörte, bei weitem mehr als Opfer zu langen Stillens fallen würden, ßei dem Gehirn und der Gebärmutter sind wir so sehr daran gewohnt, ihre