Die Lokalanästhesie, ihre wissenschaftlichen Grundlagen und praktische Anwendung : ein Hand-und Lehrbuch / von Heinrich Braun.

  • Braun, Heinrich, 1862-1934.
Date:
1905
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Credit: Die Lokalanästhesie, ihre wissenschaftlichen Grundlagen und praktische Anwendung : ein Hand-und Lehrbuch / von Heinrich Braun. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.

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    chronische Ödeme eine Herabsetzung der Empfindlichkeit der Gewebe hervorrufen können. Die Ursache dieser letzteren Erscheinung ist wahrscheinlich darin zu suchen, daß derartige Ödeme eine andere physikalische Beschaffenheit und andere chemische Zusammensetzung haben wie die normale Ernährungsflüssigkeit, welche die Nerven- elemente brauchen, wenn sie regelrecht funktionieren sollen. Von nicht geringem Interesse für die Lokalanästhesie ist die Ver- teilung der Schmerzempfindlichkeit in den verschiedenen Organen und Geweben. Es ist sicher, daß die Organe teils große, teils geringe, teils gar keine Schmerzempfindlichkeit besitzen. Ein bestimmtes Urteil darüber zu gewinnen, ist nicht leicht, weil uns allein der unter dem Bann von allerhand Vorstellungen stehende, lebende Mensch Auskunft geben kann, und wir ein objektives Merkmal für die Intensität des Schmerzes nicht besitzen. Wir sind in der Hauptsache auf Erfahrungen bei Operationen an nicht narkotisierten Kranken angewiesen. In neuerer Zeit haben sich namentlich Bloch und Lennander mit dieser Frage beschäftigt und auch das Wenige und Geringe zusammengestellt, was sich in der älteren Literatur darüber findet. Die Beobachtungen Blochs sind meiner Ansicht nach nicht immer einwandsfrei. Denn sie sind gewonnen an einer Bevölkerung, welche sichtlich sehr wenig schmerz- empfindlich sein muß, ebenso offensichtlich unter dem suggestiven Einfluß des Operateurs und außerdem in vielen Fällen unter dem Ein- fluß kleiner Chloroformdosen gestanden hat, welche jedoch vollständig ausreichen, um das sogenannte Stadium analgeticum der Narkose her- beizuführen. Lennanders Untersuchungen beziehen sich zwar in der Hauptsache auf die Bauchhöhle, hier kommt aber auch der Sensi- bilitätsfrage eine besonders große praktische Bedeutung zu. Einzelne weitere Beobachtungen finden sich bei Schleich und einigen anderen, welche Operationen und Lokalanästhesie beschreiben. Sehen wir also, was über die Sensibilität der Organe gegen Schmerz bekannt ist. Die Haut mit ihren außerordentlich zahlreichen Nervenendigungen gilt für das schmerzempfindlichste Organ des menschlichen Körpers. Bei den ohne Narkose und Lokalanästhesie ausgeführten Amputationen und Herniotomien der alten Zeit litten die Kranken bei weitem am meisten, wenn die Haut durchtrennt wurde, während der übrige Teil der Operation verhältnismäßig wenig schmerzhaft war (Mont- falcon). Bloch bringt zahlreiche Belege für das Faktum, daß viele Operationen von Kranken leicht ertragen werden, wenn nur die Haut unempfindlich gemacht worden ist. Die Schmerzempfindlichkeit der Haut ist nicht gleichmäßig über die Körperoberfläche verteilt. Relativ 2*