Die Lokalanästhesie, ihre wissenschaftlichen Grundlagen und praktische Anwendung : ein Hand-und Lehrbuch / von Heinrich Braun.

  • Braun, Heinrich, 1862-1934.
Date:
1905
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Lokalanästhesie, ihre wissenschaftlichen Grundlagen und praktische Anwendung : ein Hand-und Lehrbuch / von Heinrich Braun. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.

    25/462 (page 11)
    des Kehlkopfes anästhesierenden Mittel zu einem ganz besonders dringenden. Im Jahre 1862 gesteht Lewin, daß es ein Mittel zur lokalen Kehlkopfanästhesie nicht gibt. Die in dieser Hinsicht dem Bromkali von Huette und Czermak zugeschriebenen Eigenschaften konnten andere (Lewin, Scheff) nicht finden. Ebensowenig haben sich die von Türck, Bruns und Schroetter, später von Scheff empfohlenen Pinselungen der Kehlkopfschleimhaut mit Chloroform, konzentrierten Morphiumlösungen und verschiedenen Zusätzen (Essig- säure, Alkohol) bewährt. Sie führten nur in einer kleinen Anzahl von Fällen eine Toleranz der Kehlkopfschleimhaut herbei und waren nicht ungefährlich, wegen der starken Reizwirkungen des Chloroforms und der Gefahr einer Morphiumvergiftung. Es mußten nämlich, um Erfolg zu haben, große Mengen von Morphium (nach Harris 0,6 Gran) ver- braucht werden. Schroetter selbst hat zu Beginn seiner Versuche in dieser Richtung einen Todesfall an Morphiumvergiftung erlebt. Auch von Scheff wird das Verfahren Schroetters (wiederholte Pinse- lungen des Kehlkopfs mit Chloroform und starken Morphiumlösungen) als nicht ganz ungefährlich bezeichnet. Tobold hat bei Anwendung der ähnlichen Methode Türcks nie befriedigende Erfolge gesehen. Wir werden nicht fehl gehen, wenn wir die Allgemeinwirkung des Morphiums für den wesentlichen Faktor dieser Methode halten, da, wo sie die gewünschte Unempfindlichkeit des Kehlkopfs hervorgerufen hat. Sie ist obsolet geworden, nachdem schon von Zawerthal auf Grund ausgedehnter experimenteller Untersuchungen an Hunden und klinischer Erfahrungen am Menschen die lokale Anästhesierung des Kehlkopfs durch Chloroform und Morphium verworfen worden war. Eine für unser Thema historisch wichtige Tatsache ist die Er- findung der hypodermatischen Injektion mittelst durchbohrter Kanülen durch Alexander Wood in Edingbourgh (1853). Seine Entdeckung gewann zunächst freilich ihre große Bedeutung als ein Mittel, Medi- kamente in den Kreislauf überzuführen. Es war damit aber auch eine neue Methode gegeben, welche erlaubte, chemisch oder auch physi- kalisch different wirkende Flüssigkeiten und Lösungen von Arznei- mitteln mit den nervösen Bestandteilen der Gewebe an Ort und Stelle der Injektion in einen viel näheren Kontakt zu bringen, als das bis dahin möglich war. Und Wood selbst ging unmittelbar von diesem Gedanken aus. Er benutzte für seine ersten Injektionen Morphium- lösungen und Opiumtinktur und spritzte sie in die Nähe von Nerven- stämmen, um die von ihm vermuteten lokalanästhesierenden Eigenschaften dieser Mittel bei der Behandlung von Neuralgien zu versuchen. Daß