Die Lokalanästhesie, ihre wissenschaftlichen Grundlagen und praktische Anwendung : ein Hand-und Lehrbuch / von Heinrich Braun.

  • Braun, Heinrich, 1862-1934.
Date:
1905
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Credit: Die Lokalanästhesie, ihre wissenschaftlichen Grundlagen und praktische Anwendung : ein Hand-und Lehrbuch / von Heinrich Braun. Source: Wellcome Collection.

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    leiden, Simpson, Follin, Scanzoni, Maisonneuve, Monod und Demarquay bei Krankheiten der weiblichen Genitalien und ver- schiedenen anderen chirurgischen Leiden. Alle Beobachter stimmen darin überein, daß sie, auf die intakte Haut appliziert, keine anästhe- tische Wirkung ausübt, zur Schmerzstillung bei Operationen ist sie daher auch nur selten benutzt worden. Als Kuriosum möge hier eingeschaltet werden, daß Guerin vor- schlug, rings um das Operationsgebiet, um dasselbe insensibel zu machen, einen schmalen Hautstreifen mit Wiener Ätzpaste zu ver- schärfen; er hat auf diese Weise eine Mammaamputation, angeblich schmerzlos, ausgeführt und empfiehlt die Methode zur Nachahmung. Das Bemerkenswerteste an dieser Mitteilung ist, daß sie nicht aus dem Mittelalter, sondern aus dem Jahr 1883 stammt. Die Ergebnisse, welche die einfache Oberflächenapplikation von gasförmigen und flüchtigen Mitteln für die Anästhesierung der Haut bis dahin geliefert hatte, waren somit höchst mangelhaft und praktisch nicht verwertbar. Daher kam Richardson auf den Gedanken, das Eindringen solcher Substanzen, denen man lokalanästhesierende Fähig- keiten zuschrieb, in die Haut mit Hilfe des elektrischen Stromes zu beschleunigen. Kurz sei hierbei des Umstandes gedacht, daß eine Zeitlang auch der galvanische und faradische Strom allein als Lokal- anästheticum gegolten hat. Auf Empfehlung des Zahnarztes Francis in Philadelphia haben Rottenstein, Suerssen und viele andere Versuche unternommen, den elektrischen Strom zur Anästhesierung bei Zahnextraktionen zu verwenden. Foussagrives, Bygrave, Friedrich und Knorr bedienten sich seiner zu gleichem Zweck bei anderen kleineren Operationen. Die Erfolge des Verfahrens werden, zum Teil sogar enthusiastisch, gerühmt, obwohl eine Nachprüfung durch Nußbaum, von Bruns, Bumm u. a. seine völlige Zweck- losigkeit erwiesen hat. Es steht heute außer Zweifel, daß weder der induzierte, noch der konstante Strom eine lokalanästhesierende Wir- kung ausübt, die zur schmerzlosen Ausführung der kleinsten chirur- gischen Operation ausreicht. Bumm sagt hierzu: „Diese so wider- sprechenden Angaben der einzelnen Autoren würden unerklärlich erscheinen, wenn man sich den Umstand nicht vor Augen hielte, daß einerseits Selbsttäuschungen der Operateure nicht selten, andererseits die Angaben so vieler Kranken über subjektive Empfindungen ungenau, ja häufig unwahr sind. Das ist vollkommen richtig, überall in der Geschichte der Lokalanästhesie spielt die Suggestion und Auto- suggestion eine sehr große Rolle, keine noch so unvollkommene lokal-