Ueber physiologische Function einer im Sternum zur Entwicklung gekommenen, krebsigen Schilddrüsen-Metastase / von A. Freiherr von Eiselsberg.

  • Eiselsberg, Anton, Freiherr von, 1860-1939.
Date:
[1894]
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Credit: Ueber physiologische Function einer im Sternum zur Entwicklung gekommenen, krebsigen Schilddrüsen-Metastase / von A. Freiherr von Eiselsberg. Source: Wellcome Collection.

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    findet die scheinbare Ausnahme eine befriedigende Erklärung. Da- mit in vollem Einklänge steht die bekannte Thatsache, dass bereits aufgetretene Ausfallserscheinungen aufhören, sobald ein Drüsen- restchen (Bruns) oder eine accessorische Drüse (Reverdin, Bassini u. A.) zu wachsen beginnt. Dadurch ist erwiesen, dass die accessorische Drüse gelegentlich die Function des exstirpirten Organes übernehmen kann. Als ich nun im vorigen Jahre Gelegenheit hatte an dieser Stelle über eine Reihe von Knochenmetastasen des Schilddrüsen- krebses (Adenocarcinom) zu berichten1), sprach ich dabei die Meinung aus, dass .sogar ein colloidhaltiges Carcinom einer Knochenmetatase des Kropfes vicariirend für die Function der exstirpirten Struma auftreten kann. Ueber diesen sehr inter- essanten Fall möchte ich mir im Nachfolgenden kurz zu referiren erlauben: Josefa G., geboren 1848 zu Saxen bei Grfein in Oberösterreich, einer Gegend, in welcher Kröpfe häufig sind, verblieb immer in ihrem Geburtsorte. Sie giebt an, dass auch ihre Mutter und Schwester an einem Kropfe litten. Als Schulmädchen hat die Patientin sehr gut gelernt und ist in der Klasse die „Erste“ gewesen. Soweit sie sich zurück zu erinnern vermag, soll sie stets eine Geschwulst am Halse gehabt haben, die dann später, als sich im 17. Jahre die Menses einstellten, regelmässig zur Zeit derselben etwas grösser wurde. Beschwerden waren damit nicht verbunden. Erst gegen das Ende der zweiten Gravidität (1879) nahm die Drüse rasch an Grösse zu und ver- blieb auch nach erfolgter Entbindung grösser als zuvor. Eine ähnliche Zu- nahme wurde bei den nächstfolgenden zwei Schwangerschaften nicht con- statirt; erst bei der 5. (Zwillingsschwangerschaft) im Jahre 1884 war die dauernde Vergrösserung der Geschwulst wieder eine merkliche geworden. Seit dieser Zeit blieb auch die Geschwulst härter als zuvor und fing an, der Patientin bei Anstrengungen (Stiegensteigen, Laufen, Tragen von Lasten), die für den Kropf typischen Athombeschwerden zu verursachen, weshalb die Kranke im März 1886 an der Klinik des Professor Billroth Hülfe suchte. Damals wurde bei der kräftig gebauten, gut genährten, recht intelligenten Frau eine mächtige Struma constatirt. (Grösste Circumferenz des Halses 46Ctm.) Beide Drüsenhälften waren gleichmässig vergrössert und ziemlich hart anzufühlen ; bei genauer Betastung war in der rechten Hälfte ein grösserer Knoten und in der linken Hälfte, einige kleinere, harte Knoten durchzufühlen. Kehlkopf nach links verschoben, die laryngoskopisohe Untersuchung er- gab, dass die Trachealwand von rechts her in der Höhe des 111. Ringes stark ') Ueber Knocbenmctastasen des Schilddrüsenkrebses v. Laugenbeck’s Archiv. 46. 2.