Über die neueren Anästhesierungs-Methoden ohne Anwendung von Chloroform und Äther / von Franz von Ostoja Lniski.

Date:
1900
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Credit: Über die neueren Anästhesierungs-Methoden ohne Anwendung von Chloroform und Äther / von Franz von Ostoja Lniski. Source: Wellcome Collection.

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    / eine relativ mehr oder weniger grosse Betäubung jedweder Schmerzempfindung erzielt wird. In solch’ schlafartigem Zustande der Narcose musste Adam sich vom Schöpfer der biblischen Sage nach die 13. Rippe nehmen lassen; in einen ähnlichen verfiel Telemach, als ihm Helena im Wein das ägyptische „phärmakon nepentes“ gereicht hatte. Nichts anderes bewirkten die ägyptischen Mittel ältester Zeit, welche aus indischem Hanf und aus den Fruchtkapseln des Mohns ihre Herstellung erfuhren. Das Hellenentum und das rö- mische Abendland übernahmen diese ursprünglichsten Me- thoden, Schmerzlosigkeit durch Allgemeinbetäubung mittelst interner Mittel zu erzielen, ohne weiteres und bereicherten bloss ihre Nomenklatur. Nur wenige neue Mittel kamen hinzu, unter denen allerdings die Maudragora officinalis wegen ihrer Wohlfeilheit und der Promptheit ihrer Wirkung grossen Ruf genoss. Sie ist übrigens bis in die neueste Zeit in China und Japan, wo auch wohl ihre eigentliche Heimat sein dürfte, erfolgreich zur Erzielung von Allgemein- anästhesie in Gebrauch gewesen; ihr japanischer Name ist Mandaraga, ihr wissenschaftlicher Datura alba. Ein weiteres internes Mittel der alten Zeit, das übrigens im Mittelalter besonders beliebt war, ist die Alrauuwurzel, die abgekocht gegeben wurde. Auch ihre Dämpfe sowie die Dämpfe narkotischer in Schwämmen oder anderweitig suspendierter meistflüssiger Stoffe kamen seit Beginn des Mittelalters in Aufnahme zur Erzeugung von Betäubungsanästhesie. Wie es sich mit dem Stein von Memphis hinsichtlich seiner Wirkungsart verhalten hat, ist mir aus der Literatur nicht recht klar geworden: er soll, mit Essig übergossen, ange- wandt worden sein. Hat es sich dabei wirklich um Koh- lensäureentwickelung durch Säurewirkung auf Marmor ge- handelt, so ist entweder die Einathmung der Kohlensäure hier das Anästhesierende gewesen oder, bei lokaler Appli- kation des Mittels — die Art der Applikation ist eben das Zweifelhafte — die Kältewirkung der entstehenden Kohlen- säure. An eine rein anästhesierende lokale Kohlensäurewirkung, wie einzelne Autoren, möchte ich denn doch nicht glauben. Ess vollzieht sich, wie uns dieser flüchtige historische Rückblick zeigt, während des Mittelalters der Uebergang