Ueber die Blepharitis papillaris und ihre Beziehungen zu Entzündungen der Bindehaut, zur Keratitis superficialis und zu den tiefen Hornhautgeschwüren / von W. Goldzieher.

  • Fukala, V. (Vincenz), 1847-1911.
Date:
1888
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber die Blepharitis papillaris und ihre Beziehungen zu Entzündungen der Bindehaut, zur Keratitis superficialis und zu den tiefen Hornhautgeschwüren / von W. Goldzieher. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by UCL Library Services. The original may be consulted at UCL (University College London)

    10/24 (page 290)
    Was die Haarbälge betridt, .so sind ihre tiefer gelegenen Par- tien sammt den Haarpapillen ganz intakt; dagegen sieht man an den oberflächlichen Partien häufig, wie das zellige Infiltrat der Cutis ii; grösserer oder geringerer Ausdehnung auf die Haarbälge übergreift. Hiebei ist entweder blos der fibröse Antheil des Haarhalges von Hund- zellen mehr oder minder stark durchsetzt, oder es finden sich letztere auch zwischen den Zellen der äusseren Wurzelscheide zerstreut oder bereits zwischen äusserer und innerer Wurzelscheide oder selb.st zwischen letzterer und der Zilie angesammelt: in letzterem Falle er- scheinen die Zilien gelockert oder bereits ausgefallen. An den erwähnten Stellen findet man gewöhnlich auch die Epidermis von mehr oder minder zahlreichen Eiterkörperchen durch.setzt und in höheren Graden bereits in eine Eiterkru.ste umgewandelt. Was die übrigen Hestandtheile der Lidränder betrifft, so zeigen nur noch die MoLL'schen Drüsen Veränderungen, indem bei manchen das zwischen den Windungen der Drüse gelegene Bindegewebe zelli^ infiltrirt ist, und mitunter auch das Drüsenlumen Eiterzellen enthält. Es handelt sich somit in den vorliegenden Präparaten um einen Entzündungsprozess, welcher ausserhalb der Haarbälge, in den Papillen der Cutis, beginnt und erst sekundär in die Haarbälge eindringt.» Die mikroskopische Untersuchung hat also eine neue Anschauunj^ über das anatomische Wesen der Lidrandentzündung zu Tage gefördert: es besteht somit die Blepharitis ulcerans in einer Enzündung. welche primär in den Papillen der Cutis am Lidrand auftritt, und sekundär die oberflächlichen Partien der Haarbälge in Mitleidenschaft einbezieht. Daher möge der Name Blepharitis papillaris excorians, oder ulcerans gerechtfertigt erscheinen. Wie aus den Krankengeschichten zu ersehen ist, hängt mit der Blepharitis papillaris eine Beihe von Erkrankungen vieler Theile de-^ Auges, als: der Haut des Lides, Lidknorpels, Bindehaut, Hornhaut und des üvealtractus innig zusammen; überdies erkrankt sekundär die Gesichtshaut in Folge Ueberfluthung der Thränen an Ekzem; letztere.- breitet sich über die Kopfhaut, Ohrmuscheln. Lippen und Nasen- schleimhaut aus; in zweitnächster Folge hypertrophiren die betreffenden Lymphdrüsen am Hals, Kopf und Nacken. Am oberen Lid nimmt die Haut als Dermatitis, Oedem, derbes entzündliches Infiltrat des Zell- gewebes und Entzündung des Lidknorpels an der Erkrankung Antheil; am unteren Lide entwickelt sich nach längerer Dauer ein ständige- Ektropium. Die Bindehaut der Lider erkrankt als Katarrh, Croup. Trachom (unechtes) mit froschlaichähnlichen körnigen Infiltraten und Hypertrophie der Papillen; an der Uebergangsfalte der Bindehaut ent- wickeln sich perlschnurartig aneinandergereihte lichte Körner. Die Episclera und oberflächliches Blatt der Hornhaut erkranken als Con- junctivitis und Keratitis phlyctaenularis; durch Zusammenfliessen und Ausbreiten der Efflorescenzen an der Hornhaut wird die Oberfläche der letzteren in ein umfangreiches Geschwür umgewandelt: Keratiti.< superficialis. Zuweilen entwickelt sich ein tiefgreifendes Geschwür, welches durchbricht und Hypopyum, Iritis. Synechien. Trübung der Linse und des Glaskörpers nach sich zieht. Als höchsten Grad sah ich den unter Nr. 3 beschriebenen Fall, bei welchem die Cornea geschmolzen (?) war, und eitrige Panophthalmitis mit Schwund des Augapfels den Prozess abgeschlossen hat. Hiemit übergehe ich zur detaillirlen Schilderung der