Physiologie des Menschen und der Säugethiere : Lehrbuch für Studirende und Aerzte / von Immanuel Munk.

Date:
1897
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Credit: Physiologie des Menschen und der Säugethiere : Lehrbuch für Studirende und Aerzte / von Immanuel Munk. Source: Wellcome Collection.

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    Gasdiffusion. frei in den Binnenraum hineinragen. Innen wird die Alveolarwand überzogen von einer Schicht glatter, mit einer Membran, einem körnigen Inhalt und einem Kern versehener Epitlielien, welche da, wo sie die Gefässschlingen überziehen, zu dünnen structurlosen Platten, Epithelschüppchen reducirt, ge- wissermassen durch den Druck des Blutes usurirt wird. Die einzelnen Bläs* chengruppen werden durch Bindegewebe, in welchem auch glatte Muskelfasern \01 kommen, zu Läppchen oder Lobuli, diese wieder durch Bindegewebschichten zu Lappen oder Lobi zusammengefasst. Im interlobulären Bindegewebe (beim Bind und Schwein teichlich vorhanden) findet sicli auch das bei erwachsenen Thieren nie fehlende schwärzliche Pigment. Letzteres ist nach dem Funde von L. Traube in der Lunge nicht präformirt, fehlt daher in den Lungen neugeborener Thiere und wird erst aus der mit Kohlenstaubtheilchen (Russ) beladenen Atmosphäre in die Lungen eingesogen. — Die aus dem Aortenbogen entspringenden Art. bronchiales versorgen die Wände der Bronchien; ihre kapillaren stehen an dei Gienze der Alveolen mit denen der Art. pulmonalis in Verbindung. Demnach ist die Art. bronchialis als das ernährende, nutritive, die Art. pulmonalis als das functioneile Gefässgebiet anzusehen. Die Luft in den Hohlräumen der einzelnen Infundibeln ist vom Blut getrennt durch das Lndothelialrohr der Capillargefässe (S. 42) und durch die zarten, dünnen Platten epitlielien, welche die Alveolenwand nach dem Hohlraum zu überziehen. Es muss also der Gasaustausch zwischen Blut und Lungenluft durch jene hin- durch erfolgen. Diese Wechselwirkung zweier oder mehrerer durch eine poröse Scheidewand getrennter Gase auf einander bezeichnet man als Aero- oder Gasdiffusion. Gesetze der Gasdiffusion. Da die Gase weder eine selbständige Form, wie die festen Körper, noch ein bestimmtes Volumen haben, wie die flüssigen Körper, vielmehr ihre Molecüle vermöge ihrer gegenseitigen Ab- stossung sich immer weiter von einander zu entfernen streben, so werden, -wenn man zwischen zwei Gasmassen plötzlich eine Verbindung herstellt, beide einander durchdringen, bis eine gleichförmige Mengung beider erfolgt ist. Die Kraft, mit der sich die Gasmolecüle abstossen und vermöge deren sie nach allen Richtungen hin gleichförmig einen Druck ausüben, bezeichnet man als Spannung des Gases. Dieser Druck wird um so grösser sein, je mehr Gas- molecüle in einem gegebenen Raum sich befinden, und daraus folgt, dass die Spannung eines Gases umgekehrt proportional dessen Volumen ist (Ma- riotte’sches Gesetz). Sind zwei Gase durch eine poröso Scheidewand getrennt, •so findet die Diffusion beider gleichfalls statt, nur dass die Geschwindigkeit, mit der die Diffusion sich vollzieht, eine verschiedene sein wird, je nach dem spec. Gewicht der Gase; leichte Gase, wie Wasserstoff oder Leuchtgas diffun- diren viel schneller als Luft oder Chlorgas oder Kohlensäuregas. Die Anziehung zwischen Theilchcn fester und gasförmiger Körper z. B. die von atmosphärischer Luft an der Oberfläche frei liegender fester Körper oder von C0o resp. Nil., durch ausgeglühte Holzkohle bezeichnet man als Adsorption der Gase, die Anziehung zwischen Gasen und Flüssigkeiten als Absorption der Gase durch Flüssigkeiten; nach Clausius sind die absorbirten Gasmolecüle als verflüssigt anzusehen. Lässt man zu Ammoniakgas über Quecksilber ein 6*