Behandlung der croupoesen Pneumonie mit Veratrum-Praeparaten / von Theodor Kocher.

  • Kocher, Emil Theodor, 1841-1917.
Date:
1866
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Credit: Behandlung der croupoesen Pneumonie mit Veratrum-Praeparaten / von Theodor Kocher. Source: Wellcome Collection.

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    dann dor Urinabschcidung, der Darm-Excretionen nach Art der Emetica wirke. Auch diess müssen wir in Abrede stellen. Es wurde oben erwähnt, dass Schweiss bei voller antipyretischer Wir- kung fast eben so häufig fehlt, als er vorhanden ist. Flüssige Stühle traten bei Erzielung voller Apyrexie in circa 57 °/0 der Fälle ein; in 43 °/0 wurde der Stuhl gar nicht befördert. Ein einziges Mal fiel eine wesentlich vermehrte Urinsekretion auf bei Veratrum- Gebrauch, abernota bene nach vorangeschicktem Aderlass, dessen Wirkungen auf die Sekretionen bekannt genug sind. Bedenkt man endlich die Raschheit der Entfieberung wie in Fall 2, ohne dass sich irgend merkliche Vermehrung der Sekretionen vorher oder gleichzeitig geltend gemacht hätte (es trat erst 6 Stunden nach Vollendung der Krise ein aller- dings abundanter Schweiss ein), so wird man zugeben, dass die An- nahme vorläufig unbegründet ist, das Veratrum wirke durch Anre- gung der Sekretionen. Wenn wir daher auch nicht im Stande sind, die Hauptwirkung des Veratrum zurückzuführen auf Wirkungen, die es mit andern Medi- kamenten von bekannter Wirkung gemein hat, so können wir doch aus seinen Nebenwirkungen gewisse Anhaltspunkte gewinnen. Es lässt sich nach weisen, dass das Erbrechen nicht Folge örtlicher Rei- zung ist; denn nicht nur zeigt sich bei Necroscopien von Menschen und Versuchsthieren keine solche, nicht nur ist das Erbrechen und die übrigen Symptome seitens des Trakts rasch vorübergehend, so dass nie etwa eine länger dauernde Diarrhoe oder Appetitlosigkeit wie bei Tartarus emeticus zurückbleibt, sondern das Erbrechen und die Wirkung auf den Trakt überhaupt tritt bei hypodermatischer In- jektion des Veratrum in eben der Weise ein, wie bei innerlichei Einverleibung (vergl. Eulenburg „die hypodermatische Injektion“). Es handelt sich also dabei um eine Einwirkung des Veratrum aufs Nervensystem. Ebenfalls eine Folge der Beeinflussung des Nervensystems und zwar der Medulla oblongata, wie das Erbrechen, ist die Verminde- rung der Pulsfrequenz. Traube hat für die Digitalis die plausible Erklärung gegeben, dass ihre Puls verlangsamende Wirkung Folge eines excitirenden Einflusses auf den Vagus sei. Es ist auch für das Veratrum, Angesichts seiner völlig analogen, nur viel rascheren und energischeren Wirkung auf den Puls, eine excitirende Einwirkung auf den Vagus, resp. seine Centralorgane, durchaus wahrscheinlich. Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, den Einfluss des Nerven- systems auf das Zustandekommen fieberhafter Körpertemperatur fcst- zusetzen. Der Versuch von Traube, die Fieberhitze durch vermin-