Die Erkrankungen der Schilddrüse : Myxödem und Cretinismus / von C.A. Ewald.

Ewald, C. A. (Carl Anton), 1845-1915

Date:: 1896

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Credit: Die Erkrankungen der Schilddrüse : Myxödem und Cretinismus / von C.A. Ewald. Source: Wellcome Collection.

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Mangel, Atrophie, Degeneration — und einer Ekthyreosis, dem hehlen der Schilddrüse nach stattgehabter Operation, sprechen. Der Ausfall der Schilddrüsenfunction, mag derselbe auf operativem Wege oder durch krankhafte Entartung des Organes bedingt sein, zieht, bald schneller, bald langsamer, im Verlaufe von wenigen Tagen oder erst nach Wochen, ja selbst Monaten nach der Operation, eine Reihe höchst charakteristischer, schwerer Störungen des Organismus nach sich, die man als Cacliexia thyreodectomica oder thyreopriva, wenn es sich um die Ent- fernung der gesunden, und als Cacliexia strumipriva, wenn es sich um Entfernung der strumös entarteten Drüse handelt, bezeichnet. Man hatte anfänglich geglaubt, dass diese Störungen bei ver- schiedenen Thierarten verschieden wären und bei einzelnen ganz aus- bleiben. So ist die Schilddrüsenexstirpation bei Vögeln, Hühnern und Tauben nach den Angaben von Allore, R. Ewald und Rockwell be- langlos, Horsley, Sanguirico und Orecchia, Colzi, Rogowitsch u. A. sehen sie ohne Folgen bei Kaninchen und anderen Nagern (Ratten). Bei Wiederkäuern, Einhufern und Schweinen schienen die Symptome nach den Beobachtungen von Ropp, Horsley, Munk verspätet einzutreffen oder auch gelegentlich ganz zu fehlen, so dass Horsley im Jahre 1891 auf Grund des damals vorliegenden Materiales drei, respective vier Gruppen, je nachdem die Thiere unter der Thyreoidektomie litten, aufstellte: 1. Keine Kachexie bei Vögeln und Nagern, 2. langsame Entwick- lung bei Wiederkäuern und Einhufern, 3. mässige, aber sichere Kachexie bei Menschen und Affen, 4. schwerste Kachexie bei Fleischfressern. Für diese Sonderung schienen die Experimente und Beobachtungen der Mehrzahl, ja man kann sagen der gesammten Autoren zu jener ver- hältnissmässig so kurz zurückliegenden Zeit zu sprechen, und es lag nahe, auf Grund derselben gewisse Beziehungen zwischen der Art der Nahrung des Thieres und der Bedeutung seiner Schilddrüse anzunehmen. Am meisten sollten diejenigen Thiere leiden, welche nur von Fleischnahrung leben, am wenigsten die, welche Vegetabilien und Körner fressen, während die Omnivoren eine Art Mittelstellung einnehmen. Indessen ist dieser Anschauung durch weitere Forschungen ein grosser Theil ihres Fundamentes entzogen. Zunächst stellt es fest, dass, wie schon oben bemerkt, der Eintritt der kachektischen Symptome oft unerwartet und auffallend spät erfolgt. Tizzoni, Ughetti, Alonzo u. A. mussten 7—9 Monate zuwarten, ehe die charakteristischen Erscheinungen bei ihren Thieren auftraten. Horsley selbst sah die schwereren Sym- ptome der Kachexie bei einem Schafe erst 569 Tage, d. li. l3/4 Jahre nach der Operation erscheinen. Die Beobachtungsdauer der Thiere kann also nicht lange genug fortgesetzt werden, und viele als resultatlos berichtete Exstir- pationsversuche werden aus diesem Grunde keine Sicherheit gewähren.